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Heroin: im Kreis 800 Süchtige

Caritas begleitet Substitutionsfälle

Kreis Paderborn (WV). Die Caritas-Suchtkrankenhilfe leistet die Psychosoziale Betreuung (PSB) von 317 Suchtkranken, die ein Substitutions-mittel wie Methadon nehmen. Etwa 400 Drogenkranke versuchen im Kreisgebiet auf diese Weise von der Nadel loszukommen. Diese Zahlen sind im neuen Jahresbericht der Suchtkrankenhilfe nachzulesen.
In der kreisweit größten Einrichtung für Suchtprobleme ist die Sozialarbeiterin Claudia Mandrysch (36) für die Psychosoziale Betreuung der Substituierten zuständig. 2002 wurde das Beratungsangebot eingerichtet. Es war bekannt, dass Heroinsüchtige, die zu einem Substitutionsmittel wechseln, neben der medizinischen Betreuung dringend sozialarbeiterische Unterstützung im Alltag brauchen.
»Hohe Schulden, fehlende Schul- und Ausbildungsabschlüsse, Obdachlosigkeit, Kriminalität und Haft« - die Aufzählung ist lang, wenn Claudia Mandrysch über die Probleme ihrer Klientel berichtet. Vor allem der hohe Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund macht den Fachleuten Sorgen. Bei ihnen stellt die Sozialarbeiterin noch zusätzliche Existenzsorgen fest: »Sie sind häufig orientierungslos und überfordert, finden sich im Alltag schlecht zurecht und sind durch ihre Herkunft und soziale Bindungslosigkeit stigmatisiert.«
Mittlerweile nimmt jeder zweite der geschätzt etwa 800 Heroinsüchtigen im Kreisgebiet die Dienste der PSB in Anspruch. Gleichzeitig ist die Zahl der Menschen, die Drogen zum Opfer fallen, deutlich gesunken. 2002 starben noch zwölf Menschen an Drogen, 2004 wurden vier, im vergangenen Jahr drei Drogentote gezählt - die niedrigste Zahl seit 1993.
Weitere Fachkräfte wünscht sich Friedhelm Hake, Leiter der Suchtkrankenhilfe, angesichts der gestiegenen Fallzahlen in der psychosozialen Begleitung. Er hat den Eindruck, dass Kreis und Stadt die Weiterentwicklung der PSB ebenfalls positiv sehen: »Die Zusammenarbeit an dieser Stelle ist ausgesprochen gut.«
Im Jahresbericht finden sich weitere Zahlen über die Situation der Suchtkrankenhilfe. 1300 Klienten suchten im vergangenen Jahr die Einrichtung auf. Die meisten Fälle wurden in den Bereichen Drogen- und Suchtberatung gezählt. Auch die Anlaufstelle »Lobby«, das Betreute Wohnen und die Ambulante Rehabilitation haben sich positiv entwickelt. Zwei von drei Klienten kommen aus der Stadt Paderborn. Großen Wert legt die Suchtkrankenhilfe auf die Prävention. Im vergangenen Jahr wurden fast 5500 Menschen vorbeugend informiert, in der Regel Kinder und Jugendliche.

Artikel vom 18.05.2006