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Praxen bleiben geschlossen

Vlothoer Mediziner beteiligen sich am Protesttag

Vlotho (jg). Die meisten Vlothoer Ärzte beteiligen sich am morgigen Freitag am nächsten bundesweiten Protesttag. Allgemeinmediziner, Kinderärzte, Gynäkologen und der Orthopäde halten ihre Praxen geschlossen. Die Zahnarztpraxen bleiben geöffnet.

»Ein Notdienst für die Patienten ist eingerichtet, er wird von Dr. Schmidt und Dr. Köhler übernommen«, sagten Dr. Henrich Malz und Dr. Hans Schwake gegenüber der VLOTHOER ZEITUNG.
Der Protest der niedergelassenen Ärzte richte sich gegen die von der Politik gestalteten Rahmenbedingungen, die eine optimale Versorgung der Patienten verhinderten. Das Gesetz gehe von einer »zweckmäßigen, wirtschaftlichen und ausreichenden« Versorgung aus und honoriere die nur sehr dürftig und auch nicht verlässlich, erklärten die beiden Vlothoer Mediziner: »Wir Ärzte können es besser. Wenn wir so arbeiten, wie wir es können und wie es für unsere Patienten am besten ist, werden wir finanziell bestraft.«
Dr. Malz nennt dafür ein Beispiel aus seiner Praxis: Den ihm von den Krankenkassen zugebilligten Etat für die zu verschreibenden Medikamente werde er nach aktueller Prognose am Jahresende um 20 000 Euro überschreiten: »Den Großteil muss ich aus eigener Tasche bezahlen müssen.« Orthopäde Dr. Schwake ist ins Visier der Kassen geraten, weil er angeblich zuviel Wärmetherapien (vergütet mit jeweils 44 Cent) durchgeführt habe. Der Vorwurf gegen ihn laute: »Verdacht der unwirtschaftlichen Behandlungsweise.«
Pro Patient und Quartal erhalte ein Arzt lediglich 30 bis maximal 50 Euro von den Kassen, »egal wie oft er kommt«, informierte Dr. Malz. Drei Wochen pro Quartal arbeitete er bei weiter laufenden Kosten regelmäßig ganz ohne Bezahlung. Das Erkrankungsrisiko müsse von den Kassen, aber nicht länger von den Ärzten getragen werden. Ein Ziel des Ärzteprotests sei daher eine berechenbare Bezahlung ihrer Arbeit.
Gefördert von den Kassen werde die Bürokratie. Obwohl er gerade die Arbeitszeit seiner Helferinnen verlängert habe, müsse er nach Feierabend Formulare für die Kassen mitnehmen, berichtete Dr. Malz. Das Ausfüllen sei ein lukrativer Nebenjob und werde mit neun Euro deutlich besser als eine Behandlung honoriert: »Ich bin aber kein Facharzt für Formulare, sondern ein Arzt für Allgemeinmedizin.«

Artikel vom 18.05.2006