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Die aus der Basis, dem Astra, bekannten Armaturen im Innenraum wirken im Gegensatz zur gelungen neuen Außenhülle allerdings ein wenig altbacken.

Der Spaß bleibt unbezahlbar

Der Astra TwinTop vom Opel-Autohaus Humborg/Bad Driburg, Höxter, Warburg

Von Ralf Brakemeier
Die Zeiten ändern sich! Cabriolets kommen heute, bis hinunter in die Kompakt- und Kleinwagenklasse, mit versenkbaren Stahldächern daher, sind mit flüsterleisen, kraftvollen und sparsamen Dieselmotoren bestückt, und solcher Luxus kommt auch noch von Opel!

Luxus, der bezahlbar bleibt, dafür haben die Rüsselsheimer auch mit ihrem neuen Astra TwinTop gesorgt. Der große Bruder vom erfolgreichen Tigra TwinTop will nicht nur ein luxuriöses Spaßmobil, sondern ein vollwertiges Familienauto sein. Auf den ersten Blick stimmen die Zahlen: Vier Sitzplätze, 440 Liter Kofferraumvolumen, eine große Bandbreite von vier Benzin- und einem Dieselmotor, dazu eine umfangreiche Serienausstattung, die neben Klimaanlage, Geschwindigkeitsregler und elektrischen Fensterhebern auch die zentrale Funkfernbedienung und einen Partikelfilter für das Dieselmodell umfasst.
Zumindest die realen Platzverhältnisse schütten aber ein wenig Wasser in den ansonsten sehr schmackhaften Wein des stimmigen Gesamtkonzeptes: Von den ausreichenden 440 Liter Kofferraumvolumen bleiben im offenen Zustand, das voluminöse Stahl-Klappdach sei dank, nur gut 200 Liter übrig. Die flache Mulde unter dem Trennnetz - das Netz zeigt an, wie weit sich das Dach in den Stauraum senkt - bietet zudem nicht ausreichen Platz für einen Koffer oder gar noch sperrigere Gepäckstücke, wie etwa eine Getränkekiste. Urlaubs- und Einkaufsfahrten sollten also mit geschlossenem Verdeck erledigt werden. Als alternativer Stauraum kann aber durchaus auch die Rückbank genutzt werden, hier finden Erwachsene wohl nur für kurze Strecken bequem Platz.
Genug gemeckert: Das sichere, sportliche Fahrverhalten und der starke Dieselmotor entschädigen für die natürlichen Schwächen eines solchen Fahrzeugkonzepts - und wer schafft sich schon ein Cabriolet unter praktischen Gesichtspunkten an? Straffe Sitze, die auf langen Strecken ihre Qualität beweisen, eine sehr direkte Lenkung und die ebenfalls straffe, aber nicht unbequeme Federung machen die Spritztour im sonnigen Astra bei jedem Wetter und sowohl im geschlossenen Zustand, als natürlich auch mit geöffnetem Verdeck, zu einem echten Vergnügen. Tüpfelchen auf dem »i« ist dabei der Dieselmotor. Die 150 munteren Pferdchen haben mit dem immerhin 1,5 Tonnen schweren Fronttriebler leichtes Spiel. Gewöhnungsbedürftig ist lediglich die leichte Schwäche im unteren Drehzahlbereich, so richtig munter wird das Aggregat, eigentlich Diesel-untypisch, erst oberhalb von 2 000 Umdrehungen/Minute, was dem Fahrspaß - hat sich der Fahrer erst an diese Eigenart gewöhnt - keinen Abbruch tut. Erst recht nicht, weil der Diesel auch im oberen Drehzahlbereich beinahe unhörbar bleibt. Lediglich beim Kaltstart lässt sich ganz entfernt ein leichtes Nageln vernehmen.
Bei 23 650 Euro startet das offene Vergnügen im Astra. Der Testwagen mit Turbodiesel und einigen Sonder-»Features« liegt bei etwa 30 000 Euro. Kein Dumping-Preis, im Vergleich zu den Konkurrenten etwa von BMW, Audi oder gar Mercedes, die kaum mehr bieten, aber ein faires Angebot. Der Fahrspaß, ob sportliches Kurvenjagen oder gemütliches »Cruisen«, und die vergnügten Mienen von Passanten beim Dach-Falt-Trick bei langsamer Fahrt, bleiben ohnehin unbezahlbar.

Artikel vom 20.05.2006