17.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Mache meine Garage
jetzt zum Kunsttempel«

Ein kleiner Streifzug durch das MARTa-Besucherbuch

Von Hartmut Horstmann
Herford (HK). Über Kunst lässt sich trefflich streiten. Und über ein modernes Museum wie das MARTa sowieso. Gleichgültigkeit wäre enttäuschend - und so finden viele Kontroversen nicht nur am Stammtisch, sondern auch im Besucherbuch statt. »Ein tolles Museum. Ich komme wieder«, teilt ein Besucher aus Unna mit. Ein anderer hält dagegen: »Ich nie!«

Im Eingangsbereich liegt das Buch aus, dem viele Besucher ihre aus der Begegnung mit der Postmoderne gewonnenen Eindrücke mitteilen. Für Kema Pecht, im Museum zuständig für Information, Kasse und Empfang, gehört der Blick ins Gästebuch zur täglichen Routine. »Das interessiert mich einfach«, sagt sie - und weiß, dass sie mit dem, was sie bisher in einem Jahr MARTa gelesen hat, zufrieden sein kann. Denn der Tenor der Anmerkungen fällt überwiegend positiv aus.
Immer mal wieder wird das Besucherbuch zum Forum für Dialoge nach dem Pro und Contra-Prinzip. Der Weg habe sich nicht gelohnt, schreibt eine gewisse Martina aus Herford am 23. April. Ein negatives Urteil, dem eine Dame namens Sabine nicht beipflichten mag: »Für mich hat es sich aber sehr gelohnt! Danke!«
Beim ersten Durchblicken der bisherigen Besucherbücher fällt auf, dass die kritischen Töne bei der jüngsten Design-Präsentation gegenüber den Monaten zuvor zugenommen haben. Ein Besucher vermerkt: »Nach der Inspiration durch die Ausstellung mache ich meine Garage zum Kunsttempel.« Wo der Unbekannte sein Garagen-MARTa eröffnen will, teilt er allerdings nicht mit.
Ungehalten ist ein anderer Gast über das Preis-Leistungsverhältnis: »Das Ganze (oder Wenige) für stolze sechs Euro. Hätten wir das Geld doch lieber in die Werre geworfen.« Den Besuchern hat das MARTa offenbar nicht gefallen - was den nächsten schreibenden Gast zu der wenig schmeichelhaften Titulierung »Banausen!« verleitet. Und: »Ihr könntet ja trotzdem noch sechs Euro in die Werre werfen.«
Das Thema Finanzen taucht immer wieder auf. Die spöttische Frage, ob man mit Geld auch etwas Vernünftigeres machen könne, ruft einen Sprachspieler auf den Plan, der nach dem Museumsbesuch erwidert: »Ein wunderbares Erlebnis. Be-reich-ernd.«
Äußerst positiv kommt die Gehry-Architektur in den Stellungnahmen weg, Probleme hingegen artikuliert ein einzelner Besucher hinsichtlich der schicken Kunst-Klientel: »Viele Leute legen zu viel Parfüm auf und das nervt mich sehr.«
Ein ungewöhnlicher Schrift-Dialog passierte am 22. Oktober, als ein Horst Köhler aus Köln von dem »tollen Bau« schwärmt. Der prominente Name veranlasste einen späteren Besucher zu der Bemerkung: »Ist mir alles zu schief hier!« Unterschrieben mit: Thomas Gottschalk.

Artikel vom 17.05.2006