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Jugendrandale:
Bürger fühlen
sich belästigt

Lärm, Müll und Sachbeschädigung

Werther (dh). Sie stören nicht nur die Nachtruhe der Anwohner und hinterlassen Müll, sondern brechen auch schon mal Antennen und Spiegel an Autos ab oder zerkratzen den Lack: Vor allem in den wärmeren Monaten treiben sich abends in Werthers Innenstadt Jugendliche herum. Im Anregungs- und Beschwerdeausschuss am Montag haben mehrere Bürger ihr Leid geklagt.

Der Brief einer Anwohnerin, deren Mieter wegen der Belästigungen die Wohnung an der Ecke Mühlenstraße/Mühlenweise gekündigt hatte, hat gleich mehrere Bürger ermutigt, die Ausschusssitzung aufzusuchen. Autos und Motorräder würden laut aufgestartet, heißt es in dem Schreiben an die Stadt. Bis spät in die Nacht unterhielten sich die Jugendlichen laut, beschimpften die Anwohner, klauten Fahrräder oder verschleppten Mülltonnen.
Andere Anwohner berichteten von ihrem Eindruck, dass im und rund um den Stadtpark mit Drogen gedealt werde. Auf dem Spielplatz an der Mühlenwiese sei durch die Rutsch-Röhren »gepinkelt« worden, am Wochenende sei ein Fahnenmast der Kirchengemeinde in den Stadtteich geschmissen worden. »Wenn man sonntagsmorgens durch den Stadtpark geht, sieht es aus wie in Berlin«, beklagte eine Anwohnerin. Eine andere betonte, dass viele Bürger Angst hätten, durch den Stadtpark zu gehen - und das auch tagsüber, so dass Grundschüler sogar begleitet würden.
Stadtverwaltung und Polizei seien diese Probleme, die seit zwei Jahren in der wärmeren Jahreszeit auftauchten, durchaus bekannt, sagte Bürgermeisterin Marion Weike. Mehrfach habe man das Gespräch mit den Jugendlichen gesucht, ihre Namen festgestellt und die Eltern angeschrieben. »Die Jugendlichen wollen sich nur treffen«, erklärte die Bürgermeisterin und betonte, dass ihnen als Treffpunkt zunächst die Bank am Regenrückhaltebecken Speckfeld und dann der Hof der Grundschule an der Mühlenwiese zur Verfügung gestellt worden sei. Doch das klappe nicht zu 100 Prozent, so Weike. Derzeit laufen Gespräche mit dem AWO-Jugendhaus, die Öffnungszeiten des Jugendzentrums zu erweitern. Dafür werden noch Ehrenamtliche gesucht.
»Schreiben Sie sich die Kennzeichen auf und melden Sie sie uns«, forderte Weike die Anwohner zur Mithilfe auf. Doch die Bürger fordern mehr: »Hier muss professionelle Hilfe ran, beispielsweise ein Streetworker«, betonte eine Anwohnerin. Auch Uwe Gehring (UWG) erklärte, dass hier die bereits eingeleiteten Gegenmaßnahmen nicht ausreichend zu sein scheinen. »Ich habe das Gefühl, dass die Jugendlichen, deren Verhalten teils schon kriminell ist, nicht die sind, die mit Frau Weike sprechen«, sagte er und erntete dafür Applaus.
»Schade, dass es die Aktion ÝSport um MitternachtÜ nicht mehr gibt«, bedauerte ein Anwohner. Wie das WESTFALEN-BLATT exklusiv berichtete, ist die Veranstaltung des Kreises eingestellt worden, nachdem dem Übungsleiter das Handy geklaut worden war. Inzwischen gebe es Bemühungen, die Aktion wieder aufleben zu lassen, so Weike. »Dann sind wir dabei«, sagten einige Anwohner zu.
Einstimmig wurde das Thema an den Sozialausschuss verwiesen.

Artikel vom 17.05.2006