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Mit dem Rad nach Espelkamp

Hubschrauber sucht 83-Jährigen

Von Thomas Hochstätter
Bad Oeynhausen-Eidinghausen
(WB). Für Aufregung hat ein 83-jähriger Mann aus Eidinghausen gesorgt. Nach siebzehneinhalbstündiger Suche fand die Polizei ihn in Espelkamp. Die 25-Kilometer-Strecke hatte der altersverwirrte Senior mit dem Rad bewältigt.

Am Mittwochnachmittag hatte die Polizei einen Hubschrauber aus Dortmund zur Unterstützung nach Vennebeck beordert. Eine Stunde lang kreiste der Helikopter über dem vermuteten Aufenthaltsgebiet des Vermissten, dann kam die erlösende Nachricht: Der 83-Jährige war entdeckt worden - allerdings sehr viel weiter nördlich als gedacht.
Einem Mitarbeiter des Krankenhauses Lübbecke fiel der Mann auf der Kreisstraße 60 zwischen Espelkamp-Fiestel und Stemwede-Oppenwehe auf. Polizisten aus Espelkamp brachten den 83-jährigen zur Wache, wo Angehörige ihn abholten. Nach Angaben aus der Kreisleitstelle blieb er zur Beobachtung im Krankenhaus in Rahden.
Der Rentner hatte laut Polizei am Dienstagabend gegen 20 Uhr mit einem Fahrrad das Haus in Eidinghausen verlassen. Seine Ehefrau erstattete gegen 2 Uhr eine Vermisstenanzeige. Sie wies laut Polizei daraufhin, dass ihr Mann schubweise unter Altersdemenz leide. Die Beamten starteten noch am Abend eine Suchaktion mit mehreren Streifenwagen. Bei Tageslicht am Mittwoch konzentrierte sich die Suche dann zunächst auf Ovelgönne, Bad Oexen und das Weserufer Richtung Porta Westfalica. Überprüfungen in den nahgelegenen Krankenhäusern sowie im näheren Umfeld der Wohnung blieben zunächst erfolglos.
Wie sich hinterher herausstellte, hätte die ganze Aufregung jedoch womöglich schon am Dienstagabend gegen 21.30 Uhr zu Ende sein können. Zu diesem Zeitpunkt, also viereinhalb Stunden vor der Vermisstenmeldung der Ehefrau, hatte eine Polizeistreife den Mann mit seinem Fahrrad nämlich im Weserauentunnel angetroffen.
Wieso die Beamten den älteren Herrn angesichts dieses merkwürdigen Umstandes nicht umgehend nach Hause geleiteten, erklärte ein Polizeisprecher auf WB-Anfrage so: »Da noch keine Vermisstenanzeige vorlag, wussten die Beamten nicht um die Gesamtumstände. Vielmehr wurde der Mann über einen Notausgang aus dem Tunnel geleitet und ihm der richtige Weg nach Eidinghausen aufgezeigt. Da der Mann die Wegbeschreibung verstanden hatte und auch keinerlei Anzeichen von Verwirrtheit zeigte, ließen die Beamten ihn mit gutem Gewissen fahren.« Ob der 83-Jährige die Nacht über durchgefahren ist, war gestern noch nicht klar.

Artikel vom 18.05.2006