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Mädchen aus
Halle spitze
bei Ballett

In Gütersloh

Halle/Gütersloh (joz). Nach der von der Choreographin Renate Salinger entwickelten Dramaturgie und Textur gespielt und zu Musiken der italienischen Romantiker, Donizetti, Rossini und Pugni getanzt, fiel in der märchenhaften »Schneeglöckchen«-Aufführung am Samstag im voll besetzten großen Saal der Stadthalle vor allem eines auf: eine große Fülle der Wandlungen.

Trotz der Literaturbesessenheit der armen, verwitweten und alten Königin Potschunkula - sie kümmert sich um gar nichts und will immer nur in ihrer Lieblingslektüre »Schneewittchen« lesen - soll das Leben an ihrem Hof weitergehen. Ihre acht Töchter - Lumpenprinzessinnen mit Blumennamen - werden ausgesandt, um einen reichen König für ihre Mutter zu finden. Sowohl die Verarmung als auch das Auffinden von großem Reichtum und die Umkehrung der Entsagung in die Beschenkung durch die Auffindung einer der acht Prinzessinnen namens »Schneeglöckchen« dienten dem aus 120 Ballettschülerinnen und Schülern bestehenden Ensemble der Vhs Halle, DJK Gütersloh, des TV Verl als klassische Grundmotive ihres Tanzspiels.
Metaphorisch der Verkommenheit des Hofes Ausdruck verleihende Motten wie die aus Armutsgründen zu verkaufenden Fohlen des Gestüts wurden neben den Eisbären, einem Vogelpärchen, Eichhörnchen, Blumenkindern, Königs- wie Arbeitszwergen, Rosen, Margariten, Birken oder Karotten und den zahlreichen zur Neige gehenden Zutaten für einen Kartoffelsalat als Wegzehrung der Königinnen und den das Schloss reinigenden Bauernmädchen allesamt tänzerisch dargestellt.
Die Jüngsten der fünf- bis 35-jährigen Teilnehmenden waren als Kartoffeln, Zwiebeln, Öl, Dill, Salz und Pfeffer, als Arbeitszwerge, Eichhörnchen, Eisbären und Eidotter zu bewundern. Die Motten, die Blumenkinder, das Karottentrio, die Fohlen, die Margariten, die Königszwerge und das Eiweiß wurden von der zweiten Altersstufe, die Rosen, ein Vogelpärchen, die Birken, die Bauernmädchen und die Tarantellatänzerinnen von schon fortgeschritteneren Tänzerinnen mit Leben gefüllt.
Neben so mancher gelungener Einlage beeindruckte der unersättliche Farbenreichtum der Kostümierungen. Ebenso wie das nach wie vor von der alten Königin noch im letzten Abgang von der Bühne gelesene Märchen »Schneewittchen« endete auch »Schneeglöckchen« durch die Zusammenführung des reichen Zwerges Laurin mit der alten Königin - er wird auch »kleiner König« genannt und darf auf ihrer Schleppe sitzen - mit einem »Ende gut alles gut«.
Dieses fand im Hochzeitstanz ihren krönenden Abschluss.

Artikel vom 17.05.2006