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TSV wählt Kassiererin ab

Robert Heising folgt auf Knetsch

Von Matthias Reichstein
Schloß Neuhaus (WV). Es wurde lange diskutiert und gleich zweimal über einen Antrag abgestimmt doch am Ende war das Ergebnis eindeutig: 181 stimmberechtigte Mitglieder des TSV 1887 Schloß Neuhaus votierten am Freitagabend gegen ihre Kassiererin Ingrid Knetsch, nur 43 lehnten den Antrag auf ihre Abwahl ab.

Den »Antrag auf Abberufung« hatten Norbert Lippe (Vorsitzender Handball), Lothar Hartmann (Tischtennis) und Rainer Kieneke (Leichtathletik) gestellt. Sie begründeten diesen Schritt damit, dass konstruktives Arbeiten im Gesamt-Vorstand nicht mehr möglich sei. »Es ist kein Miteinander mehr, sondern nur noch einer gegen alle.« Das bestätigte Vorsitzender Dr. Klaus Pöppel in seinem Bericht. »Es gibt keinen Streit mit den Abteilungen, es ist nur ein Streit mit einer Person.« Der Graben war so tief, dass Pöppel und seine Stellvertreterin Brigitte Ruhe von ihren Ämtern zurücktraten. Für eine weitere Amtszeit standen beide nur für für den Fall der Abwahl von Ingrid Knetsch zur Verfügung.
In einem Papier, das während der Versammlung verteilt worden war, machten die drei Antragsteller ihrer Kassiererin Knetsch, die auch Vorsitzende der Turnabteilung ist, massive Vorwürfe. So würde sie den guten Ruf und das Ansehen des Vorsitzenden Dr. Klaus Pöppel durch permanente Versuche, seine Autorität und Kompetenz in der Öffentlichkeit zu unterlaufen, gefährden. Außerdem würde sie sich über Vorstandsbeschlüsse hinwegsetzen und Vereinsmitglieder in der Öffentlichkeit verunglimpfen.
Eine Stellungnahme von Ingrid Knetsch gab's nicht. Sie hatte die Versammlung nach ihrem Kassenbericht und der Entlastung des Vorstandes verlassen. »Die Stimmung war aufgeheizt, das Ehrenamt ist am Freitag in den Schmutz gezogen worden. Das wollte ich mir nicht weiter antun«, begründete Knetsch. Rückdeckung gab's von Georg Barwinsky. Das 86-jährige Ehrenmitglied meinte traurig: »Hier wird jemand fertig gemacht. Wem es im Verein nicht gefällt, der soll gehen und die Turner in Ruhe lassen.« Dem widersprach Pöppel energisch: »Die Verdienste von Ingrid Knetsch sind unbestritten. Ich hätte sie gerne zur Ehrenkassiererin gemacht und mit einem dicken Blumenstrauß verabschiedet. Aber das alles hat Ingrid abgelehnt.«
Versammlungsleiter Hans-Georg Hunstig versuchte vor der Abstimmung den Konflikt zu entschärfen. »Es ist schwer, sich eine Meinung zu bilden, weil Ingrid nicht mehr da ist und es keine Gegenargumente gibt. Aber sie ist doch nur noch bis März im Amt. Gibt es keine andere Lösung?«
Die gab es nicht und doch endete die geheime Abstimmung mit einer peinlichen Panne. Da sich nach dem ersten Durchgang einige Teilnehmer mit den Worten »Ich bin zwar kein Mitglied, habe aber abgestimmt« brüsteten, brach Hunstig die Auszählung sofort ab. Danach erlebte das »Waldhotel Nachtigall« den ersten »Hammelsprung«. Alle Teilnehmer (etwa 300) mussten den Saal verlassen, wurden beim erneuten Eintritt auf ihre Mitgliedschaft überprüft und mit einem Stimmzettel ausgestattet. Das Prozedere dauerte fast eine Stunde, dann stand das Ergebnis fest und eine Ära war beendet. Ingrid Knetsch führte seit mehr als 30 Jahren die Kasse (erst beim TuS, dann seit der Neugründung beim TSV) des etwa 2 200 Mitglieder starken Vereins.
Zu ihrem Nachfolger wurde der 39-jährige Robert Heising (keine Gegenstimme, 20 Enthaltungen) gewählt. Vorsitzender Dr. Klaus Pöppel (37 Enthaltungen), die zweite Vorsitzende Brigitte Ruhe (acht Enthaltungen) und Schriftführer Franz-Josef Brink (einstimmig) brachten ebenfalls die Mehrheit der Mitglieder hinter sich.
Änderung der Gebührenordnung und mehr Eigenständigkeit der Abteilungskassen - diese Punkte standen auch auf der Tagesordnung, wurden aber zu später Stunde vertagt und sollen im Rahmen einer außerordentlichen Hauptversammlung im Herbst neu diskutiert werden.

Artikel vom 22.05.2006