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DSC muss
noch rechnen

0:2 gegen SpVgg. Erkenschwick

Von Matthias Reichstein
Delbrück (WV). Delbrücks Trainer Roger Schmidt war nach dem 0:2 (0:1) gegen die SpVgg. Erkenschwick sichtlich angefressen. »Was hier läuft, ist eine absolute Frechheit«, zürnte der Coach. Der 39-Jährige meinte aber nicht seine Spieler, sondern nahm nach dem Schlusspfiff die Zuschauer ins Visier.

»Hier gibt's Leute, die haben noch nie gegen die Kugel getreten, spielen sich aber als Trainer auf. Diese Sprüche und Kommentare von der Tribüne sind unterste Schublade«, redete sich der Coach in der abschließenden »Pressekonferenz« richtig in Rage und nahm seine Spieler in Schutz: »Die Mannschaft hat die gesamte Saison über Sensationelles geleistet, das sollte hier niemand vergessen.«
Mit einem Sieg wollte der DSC am Sonntag den Klassenerhalt perfekt machen, begann auch gut und Raffaele Wiebusch (18./43.) hätte nur eine seiner beiden Großchancen verwerten müssen, dann wären die 90 Oberligaminuten am Laumeskamp sicherlich ganz anders gelaufen. Das tat der Wintereinkauf aber nicht und folglich bekamen die Hausherren ihre Probleme. Die Mannschaft mühte sich zwar, verkrampfte aber und leistete sich eine ungewohnt hohe Fehlerquote. »Da wollten einige immer wieder den tödlichen Pass spielen, statt den Ball einfach zum nächsten Mitspieler zu passen. Wir müssen da noch viel cleverer werden«, war Schmidt gar nicht zufrieden.
Die stark abstiegsbedrohten Erkenschwicker, die mit einer großen Fankolonie angereist waren und das Stadion »Laumeskamp« verbal im Griff hatten, spielten nicht besser, machten aber zwei Tore und gewann deshalb auch verdient. »Auf meiner jungen Mannschaft lastete heute ein immenser Druck. Sie hat keinen perfekten Fußball gespielt, aber mit viel Herzblut«, meinte Erkenschwicks Coach Manfred Wölpper.
Wie eine Befreiung muss der Führungstreffer (37.) gewirkt haben. Nach einer Flanke von Marcel Althaus nahm David Sawatzki den ball volley und traf genau ins lange Eck. Hatte Andreas Büker im Delbrücker Tor da keine Abwehrchance, sah er beim 0:2 gar nicht gut aus. Ein Distanzschuss von Martin Setzke (58.) landete ebenfalls im Netz, doch den Treffer wollte Schmidt seinem Keeper nicht anlasten: »Der Ball war noch abgefälscht.«
Drei Minuten zuvor hatte der DSC noch eine Doppel-Chance zum Ausgleich. Peter Berhorst mit einem Distanzschuss und Jan Welker, der den Abpraller nicht verwerten konnte, scheiterten beide am Gäste-Schlussmann Tobias Ritz.
»Jetzt haben wir am nächsten Sonntag unser Endspiel gegen Rheine. Wenn wir das gewinnen, bleiben wir drin«, freute sich Wölpper, der auch im kommenden Jahr Erkenschwicker Trainer (»Wenn mich keiner erschießt«) bleiben wird. Roger Schmidt muss auch noch einmal rechnen. »Wir haben jetzt noch zwei Matchbälle, einen werden wir verwerten«, ist Schmidt überzeugt.
Das ist Pflicht, vorher kommt die Kür. Die heißt Endspiel im Westfalenpokal. Am Donnerstag ist der DSC bekanntlich in Herne zu Gast und Schmidt ist sicher: »Da werden uns wieder die wahren Fans bis zu letzten Minute tatkräftig unterstützen.«
¥ Werner Linnenbrink wird den Oberligisten verlassen, bleibt dem DSC aber treu und wird, wie Elmar Westermeyer, die Reserve in der Bezirksliga verstärken.

Artikel vom 22.05.2006