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Italiener gründet den PBSV: Wer
war eigentlich Andreas Ferrari?

Straße und Schützenhofsaal erinnern an den letzten Bürgerwehr-Kommandeur

Der Paderborner Bürger-Schützenverein von 1831 hat seinen neu errichteten Hauptsaal, den früheren Mittelsaal, nach dem Gründer und ersten Kommandeur des PBSV Andreas Ferrari benannt.

Wer war Andreas Ferrari? Woher kam seine Familie? Conte Andreas Georg Ferrari wurde am 30. November 1769 in Loveno, Italien, geboren. Er starb am 15. Juni 1846 in Paderborn. Früh erwarb Andreas Ferrari eine umfassende Ausbildung als Kaufmann.
Am 6. Mai 1800 heiratete er Maria Theresia Rüggen aus Paderborn. Im gleichen Jahr leistete er den Bürgereid in Paderborn, wurde damit Mitglied der Bürgerwehr und in der Kämper-Bauerschaft Premierleutnant. Aus der Ehe von Andreas und Maria Theresia Ferrari stammen zwei Töchter und fünf Söhne. Tochter Margarete heiratete Wilhelm Vüllers, vermutlich ein Sohn des PBSV-Mitbegründers Ferdinand Vüllers. Sohn Bartholomäus wurde Arzt und Sanitätsrat. Er heiratete Albertine Mantell, deren Schwester Antoinette mit seinem Bruder Franz verheiratet war. Die Enkelin von Dr. Bartholomäus und Albertine Ferrari, Paula Ferrari, heiratete den Stadtbaumeister Franz Hellweg, deren Tochter Thea heiratete den ältesten Sohn Wilhelm von Oberst Wilhelm Kaufmann. Die Tochter von Wilhelm und Thea Kaufmann, Helga Tenge geborene Kaufmann, Ehefrau von Ehrenverwaltungsrat und Ehrenmitglied des PBSV Franz-Gregor Tenge, war 1957 Paderborner Schützenkönigin, ihre Tochter Dagmar Kaup geborene Tenge 1975.
Durch den Bruder von Paula Hellweg geborene Ferrari, Dr. Ludwig Ferrari, Professor an der Theologischen Fakultät, war der Name Ferrari noch bis 1948 in Paderborn vertreten, er selbst wurde als Ur-Enkel des Gründers des PBSV 1931 beim 100. Geburtstag des PBSV sehr gefeiert.
Aber zurück zu Andreas Ferrari. Im Haus am Markt - heute Markt Nr. 1 - war er Schildwirt. 1806 wurde er Munizipalrat, also Magistratsherr. Am 16. Juni 1809 wurde er Maire, erster Magistratsherr und somit Bürgermeister der Stadt Paderborn. Als dieser übernahm er auch das Amt des Kommandeurs der Bürgerwehr/Schützengilde im Majorsrang. Er war deren letzter Kommandeur. Andreas Ferrari war bis 1813 Mitglied des Munizipalrates der Stadt Paderborn.
Am 19. Mai 1831 gründete er mit 16 anderen Bürgern der Stadt Paderborn aus den Reihen der vier alten Bauerschaften Kämper, Western, Königsträßer und Maspern in der Gastwirtschaft Hoppe in der Grube (bis zum Abriß 1996/97 Bobbert) den Paderborner-Bürger-Schützenverein. Andreas Ferrari wurde als Major erster Kommandeur des PBSV, ab Juli 1836 Oberst. 1840 bei den Neuwahlen trat er aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder an. Im gleichen Jahr wurde er unter großer Beteiligung aus allen Teilen seiner Heimatstadt Paderborn zu Grabe getragen.
Andreas Ferrari hatte sich bereits früh für die Wahlheimat seine Familie entschieden: als der letzte Conte Ferrari in Loveno nur eine Tochter bekommen hatte, verzichtete Andreas Ferrari für sich und seine Kinder auf die Erb- und Rangfolge.
Die Familie von Andreas Ferrari stammte aus Italien. Sein Urgroßvater, Conte Ambrosio Ferrari, geboren 1641, begründete mit seiner Ehefrau Contessa Anna Gorina das Grafengeschlecht der Ferrari auf dem Edelhof Loveno sopra Menaggio di Como. Deren Sohn Conte Sebastian Ferrari, geboren am 29. Oktober 1681, war mit Contessa Margaritta de Veltio verheiratet. Deren nachgeborener Sohn Conte Ambrosius Ferrari, geboren am 7. Juli 1717, war nach einer hervorragenden kaufmännischen Ausbildung nach Paderborn gekommen. Sein Vater hatte am 9. März 1737 das »Ratsglöckchen« im Schildern, später Nr. 8, gekauft. Die Durchführung des Vertrages überließ er seinem Sohn. Dieser wird am 19. Juni 1745 mit seiner Ehefrau Angela Maria Malagride aus Menaggio in die Paderborner Bürgerschaft aufgenommen. Aus seiner zweiten 1754 geschlossenen Ehe mit Anna Maria Gatti erblickte als siebtes von acht Kindern am 30. November 1769 Andreas Georg Ferrari das Licht der Welt. Ambrosius Ferrari verstarb 1786 in Paderborn.
Die Familie Ferrari erwarb mehrere Häuser am Kamp.
Der älteste Bruder von Andreas Ferrari, Paul, heiratete in den Delbrücker Valepagenhof ein, heute im Detmolder Freilichtmuseum ein Zeugnis des Wohlstandes im Paderborner Land. Dessen Tochter Bernadine heiratete Friedrich Wilhelm Kölling (Köllingsche Haus gegenüber dem Rathaus, heute das Schmandtsche Haus). Eine andere Tochter von Paul Ferrari heiratete Ferdinand Heising (Heisingsche Haus). Die Witwe von Andreas Ferrari erwarb den Hof Espellake in Sande.
In Paderborn erinnert heute der Ferrariweg in der Nähe des Schützenplatzes an den Gründer des Paderborner Bürger-Schützenvereins von 1831. Mit der Benennung des Hauptsaales des PBSV nach ihrem Gründer und ersten Kommandeur hat Andreas Ferrari, sein Wirken für den PBSV und seine Heimatstadt Paderborn eine angemessene Würdigung erfahren.

Artikel vom 18.05.2006