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Familien besser unterstützen

Gut besuchter Jahresempfang der Evangelischen Jugendhilfe Schweicheln

Hiddenhausen-Schweicheln-Bermbeck (gb). In diesem Frühsommer lässt die Evangelische Jugendhilfe eine Tradition aufleben, die andere im Winter pflegen: den Jahresempfang.

Miteinander ins Gespräch sollten gestern mehr als 100 Gäste kommen, die Vorstand und Leitung der diakonischen Einrichtung nach Schweicheln eingeladen hatten. »Wir möchten die gesellschaftliche und politische Akzeptanz unserer Einrichtung befördern und sie als Institution weiterentwickeln«, sagt Leiter Ralf Mengedoht zur Begründung.
Aktuelles Zeichen der Weiterentwicklung ist der Aufbau eines vom Land geförderten Familienzentrums. Das würdigte die Staatssekretärin Dr. Marion Gierden-Jülich in einem ausführlichen Referat.
Doch die Jugendhilfe hat viele Standbeine. »Wir sind in der gesamten Region unterwegs«, sagt Mengedoht und nannte als aktuelle Beispiele das Projekt »Kuck« in Rödinghausen. Hinter dem Kürzel steht »Kinder und Kultur« und der Versuch, Kindern die Kulturlandschaft zu erschließen.
In der kommenden Woche wird eine »Werkstattschule« eröffnet. Erstmalig fördert die »Aktion Mensch« eine Wohngruppe. Das ist wichtig, weil auch die Jugendhilfe sparen muss. Kindergruppen mussten aufgelöst, die Berufsvorbereitung aufgegeben werden. Auch drei Wohngruppen wurden geschlossen.
Kompensationsprojekt ist nun das Familienzentrum. Die CDU-Landesregierung fördert den Aufbau, weil man sich davon eine bessere Unterstützung junger oder sozial schwacher Familien verspricht. Dabei sollen Fachkräfte und ehrenamtliche Kräfte eng zusammen arbeiten. Das Leben in den Familien ist nicht einfacher geworden. Kinder brauchen Halt und Kontinuität, die sie nicht immer bekommen. Viele Kinder kommen verhaltens- und sprachauffällig in die Grundschule. Sie haben Übergewicht und motorische Defizite, stellt Gierden-Jülich fest.
Daher sollen die Zentren den überlasteten und manchmal überforderten Eltern zur Seite springen. Doch auch im Kindergarten soll sich mancherlei ändern. Mehr Betreuungsplätze für unter Dreijährige und eine nachhaltige Sprachförderung sind zwei von mehren Eckpfeilern, die Gierden-Jülich benannte. Es gibt eben gravierende Umbrüche in der Gesellschaft, konstatierte Jugendhilfe-Vorstand Rainer Krüger. Als Beispiele nannte er den wachsenden Anteil armer Menschen in der gesellschaft, die unzureichende Integration von Ausländern und den demografischen Wandel. So fallen sieben Millionen Menschen unter die Armutsgrenze, darunter zwei Millionen Kinder. Krögers Fazit: »Wir müssen den Gesellschaftsvertrag neu definieren.«
Zum Rahmenprogramm des Empfangs gehörte auch Kultur. Ein Jazz-Ensemble und ein Chor der Musikschule unterhielten die Gäste; Architekturstudenten gestalteten das Foyer mit Stühlen, die Mitarbeiter zur Verfügung gestellt hatten. Die Studenten wurden dabei vom »design-forum owl« unterstützt.

Artikel vom 16.05.2006