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200 Meter Wall
für 380 000 Euro

Bauausschuss befürwortet Ausbau

Herford (pjs). Der zweite Bauabschnitt des Deichtorwalls soll vom Steintor bis zur Bielefelder Straße erneuert werden. In der Sitzung des Bau- und Umweltausschusses stellte das Architektenbüro »fun« jetzt die Planung vor. Für die Umgestaltung sind 380 000 Euro im Haushaltsplan 2006 eingestellt. Gegen das Projekt stimmten lediglich Heinz-Günther Scheffer (Liste 2004) und Hans-Henning Warnecke (FDP).

Alle wesentlichen Elemente des ersten Bauabschnittes sollen beibehalten werden: das Geländer, das Pflaster, der Stiefmutterkies sowie die Lampen. Variiert wurde auf Anregung des Beirates die Breite des gepflasterten Bereiches, der sich von bisher vier Meter auf 3,40 Meter verjüngt. Der Abstand der Leuchten zueinander wird dagegen auf 30 Meter vergrößert. Vorgesehen ist im Bereich der Wallanlage auch die Schaffung von Sichtachsen. Diesem Ziel dient auch der Baumrückschnitt. Zusätzlich sollen so genannte »Kulturbänder» aus Stahl im Bodenbelag den Gast oder Spaziergänger mit Textinschriften auf wichtige Sehenswürdigkeiten hinweisen. Als Beispiele nannte Architekt Christoph Feld den Gänsemarkt, die Jakobikirche oder das Pöppelmann-Haus.
Grünen-Fraktionsvorsitzender Herbert Even bezeichnete die Vorschläge als vernünftig: »Es macht Sinn, den Abschnitt bis zur Bielefelder Straße zu erneuern.« Schließlich handele es sich nach Regengüssen um »die schrecklichste Pfützenpiste, die man sich in Herford denken kann«. Klärungsbedarf sah er allerdings in der Frage der Finanzierung weiterer Umgestaltungsmaßnahmen. Die Beleuchtung sei einer Promenade nicht angemessen, merkte Even an, der sich zudem gewünscht hätte, den angrenzenden Wasserlauf stärker in die Gestaltung einzubeziehen.
Ratsherr Heinz-Günther Scheffer forderte, die geplante Erneuerung des zweiten »Wall-Musterstückes« zurückzustellen: »200 Meter Ausbau für 380 000 Euro sind weder vor dem Hintergrund leerer Kassen noch angesichts des bis heute fehlenden Gesamtkonzepts für die Umgestaltung des Walls zu rechtfertigen.« Im Haushalt sei in den kommenden Jahren kein Cent für den Wall eingeplant. Er verwies außerdem darauf, dass die teuren »Geschichtsbalkone«, die Bürgern sowie Gästen die Geschichte des Walls vermitteln sollten, bis heute nicht bestückt seien. Stattdessen würden sie verunziert und als »stilles Örtchen« von männlichen Passanten zweckentfremdet. Für den Ausbau bestehe kein dringender Handlungsbedarf, unterstützte ihn FDP-Ausschussmitglied Hans-Henning Warnecke.
Die SPD habe sich zwar beim zweiten Bauabschnitt zunächst enthalten und immer ein Gesamtkonzept gefordert, rief Ausschussvorsitzender Karl-Heinz Hirschfelder (SPD) in Erinnerung. »In unserer Vereinbarung mit der CDU haben wir aber festgelegt, dass wir den weiteren Ausbau des Walls mittragen.« Grünen-Sprecher Even veranlasste diese Erklärung zu der Zwischenbemerkung: »Dann sind Sie ja jetzt umgefallen.« Die Kosten für den Wallausbau bezeichnete auch Hirschfelder als »zu hoch«.
Werner Seeger (CDU) unterstrich: »Wir stehen zu diesem Konzept.« Er gehe davon aus, dass dieser Abschnitt des Deichtorwalls »ein Kleinod für Herford werden wird«.
»Am Lichtkonzept muss noch weiter gearbeitet werden«, forderte Architekt Schlattmeier, der Vorsitzende des Beirates für Stadtbildpflege. Dem Gremium war die Planung bereits am 27. April vorgestellt worden. Die Beleuchtung sei zwar »ambitioniert«, werde aber dem Charakter des Walls in diesem Bereich nicht gerecht. Der Kritik an der Beleuchtung schloss sich auch Udo Freyberg (SPD) an, der sich der Stimme enthielt.

Artikel vom 16.05.2006