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Menschen in
unserer Stadt
Mechthild Strätker
Chefsekretärin

Mechthild Strätker glaubt an Bestimmung. »Das ganze Leben«, sagt sie, »ist vorherbestimmt. Und irgendwie hat alles einen Sinn.« Diese Einstellung gibt der 48-Jährigen immer wieder Kraft, denn vor drei Jahren musste sie mit einem schweren Schicksalsschlag fertig werden. Mechthild Strätker verlor ihre einzige Tochter.
Aus ganz persönlichen Gründen hatte sich die gebürtige Emsländerin vor gut drei Jahren entschlossen, ihrer damaligen Walheimat Bad Pyrmont den Rücken zu kehren und neu anzufangen. Ihre Wahl fiel dabei ganz zufällig auf Herford. »Hier bot sich eine Stelle als Sekretärin im Klinikum.« Tochter Natascha, damals 23 Jahre alt, wollte der Mutter an die Werre folgen. Noch während der Umzugsphase verstarb die junge Frau.
Mechthild Strätker dachte damals, den Verlust und die Trauer niemals allein bewältigen zu können, schon gar nicht allein in einer fremden Stadt. Sie gründete aus ihrer Verzweiflung heraus die Selbsthilfegruppe »Verwaiste Eltern«, in der sie ihren Verlust verarbeiten und sich mit Betroffenen austauschen kann.
In ihrer schwersten Zeit hätten ihr Nachbarn und Kollegen sehr geholfen, erinnert sich die Chefsekretärin. Sehr wichtig aber sei, dass man lernen müsse, das Schicksal irgendwann zu akzeptiere, sagt Mechthild Strätker. Häufige Besuche auf dem Friedhof haben ihr geholfen und tun immer noch gut. Doch der Schmerz bleibe für immer. Seit einem Jahr geht es ihr wieder besser.
Nachdem sie mehrere Abteilungen kennen gelernt und ihr Wissen erweitert hat, ist Mechthild Strätker inzwischen Chefsekretärin in der Frauenklinik. »Die Arbeit macht mir Spaß. Das vielseitige Aufgabengebiet und der Kontakt zu den Patienten fordern mich und bereiten mir täglich aufs Neue viel Freude«, erzählt die 48-Jährige.
»Mein Leben hat sich seit dem Tod meiner Tochter verändert«, erzählt die Wahl-Herforderin. Heute setzt sie sich mehr denn je mit dem Tod und dem Sinn des Lebens auseinander. Der Schmerz und die Trauer werden sie wohl ein Leben lang begleiten. Aber sie hat gelernt damit zu leben. Und dabei helfen nach wie vor die Besuche am Grab ihrer Tochter.Karin Koteras-Pietsch

Artikel vom 16.05.2006