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Balsam für Lundströms Laufseele

Harsewinkeler Nightrun: Sieger Ingmar rehabilitiert sich für Hermannslauf-Ausstieg

Von Uwe Caspar
und Marco Purkhart (Fotos)
Altkreis (WB). »Der große Aufwand hat sich wieder gelohnt«, strahlte Robert Becker bei seinem Resümee in der Abenddämmerung. Mit insgesamt knapp 1000 Teilnehmern - die Hälfte entschied sich für die 10 km-Distanz - durfte der Cheforganisator des 4. Harsewinkeler Nightruns eine weitere Steigerung gegenüber dem Vorjahr mit damals schon rund 850 Startern verbuchen.

Prächtig gelaunt ebenso der schnellste Mann des Abends, der schon vor zwei Jahren an gleicher Stelle die Nase vorn hatte: Der für den LC Solbad Ravensberg rennende Isselhorster Ingmar Lundström zeigte bereits nach der »Aufwärmrunde« dem Verfolger-Trio Oliver Reins, Maik Twelsiek und Michael Brand die Rückseite seines schwarzen Trikots, siegte dann unangefochten in starken 32:15 Minuten. »Trotzdem war es sehr hart für mich«, kommentierte der elegant laufende Lundström sein tolles Temposolo durch die wieder gut besuchte City der Mähdrescherstadt. Sein angekündigter Rivale Marcus Biehl, der den Harsewinkeler Streckenrekord hält (31:51), erschien am Samstag doch nicht. Angeblich wegen einer Krankheit.
Somit war der Weg frei für Ingmar, für den aber der Sieg diesmal nicht im Vordergrund stand. »Das war heute vor allem eine Kopfsache«, wollte sich Lundström für seinen vorzeitigen Ausstieg beim Hermannslauf nach gut 20 Kilometern vor zwei Wochen unbedingt rehabilitieren. Was ihm auch eindrucksvoll gelungen ist. Als »Balsam für die Seele« empfand der Dreikampf-Spezialist seinen mentalen Triumph eine Woche vor dem Start der Triathlon-Saison in Gladbeck.
»Ein würdiger Sieger«, applaudierte der Zweitplatzierte Oliver Reins seinem überlegenen Konkurrenten. Reins lobte auch den Kurs und berichtete: »Hier konnte man die Überrundeten problemlos überholen. Im Gegensatz zum Hermannslauf, wo einem dauernd Wanderer im Weg standen.«
Allerdings hat die Harsewinkeler Rennpiste auch ihre Tücken. »In den vielen Kurven musste man immer wieder bremsen«, erzählte die souveräne Frauen-Siegerin Ilona Pfeiffer aus Dissen, die fast vier Minuten eher das Ziel erreichte als Ostwestfalens flinkeste Postbotin Steffi Vergin vom Post SV Gütersloh. Dahinter gleich ein Duo vom LC Solbad Ravensberg: Als 3. und Siegerin der W35 Birgit Euscher, als 4. Christina Lueck.
Auch der erfahrene Andreas Ewert (LC Solbad Ravensberg), der den »Zehner« als 16. beendete, fand den Kurs nicht ganz einfach. »Die Spitzkehren hatten es in sich«, musste »Ewy« unfreiwillige Rhythmuswechsel in Kauf nehmen. Dennoch kommt Ewert immer gern in die Moddenbach-Stadt. »Diese Veranstaltung hat sich schon in kurzer Zeit etabliert und ihr eigenes Flair entwickelt«, benotete er den Nightrun glänzend. Interessant der Kampf um die Spitze in Ewerts Altersklasse M40: Diesmal lag Thorsten Ferger (SV Brackwede) in 34:36 Min., an der Spitze, der Wertheraner Rainer Demoliner (DJK Gütersloh/34:53) und der Borgholzhausener (34:54) begnügten sich mit den weiteren Podestplätzen.
Auch weitere Läufer aus dem Altkreis waren stark vertreten, wobei zwei vereinslose 10-km-Spezialisten aufhorchen ließen: der Versmolder Andreas Faethe in 38:29 Min. und der Wertheraner Vitalij Esau in 38:42. Erstmals unter 40 Minuten - und das gleich deutlich - blieb Oliver Rempe (LC Solbad) in 39:16. Prima auch das geschlossene Auftreten der Solbad-Frauen: Die beiden besten Trios (Euscher/Lueck/Ingeborg Vogt sowie Annemarie Bluhm-Weinhold/Ilka Brinkmann/Michelle Schönke) holten sich Platz 1 und 2 der Mannschaftswertung.
Ein fester Bestandteil des »Nacht-Programms« ist längst auch der Firmen-Run über 5 Kilometer. Hier gewann nun schon zum dritten Mal der Steinhagener Sebastian Mescher für das Team Elektro Sötebier, blieb sogar unter 17 Minuten. Der frühere Schwimmspezialist startet ja seit Jahresbeginn als Triathlet für TriSpeed Marienfeld. Heiko Lewanzik, der seit dieser Saison den Dress des Triathon-Bundesligisten Stiebel Eltron Obergünzburg trägt, musste trotz seines Jobs als Streckenposten in Harsewinkel unfreiwillig mitjoggen. Weil ein Firmen-Team nicht komplett war, sprang der Student kurzfristig in die Bresche. »Und das mit zwei Thunfischbrötchen und vier Sahne-Eiskugeln im Bauch, die ich kurz vorher verputzt hatte«, lief er unter ungewohnten Bedingungen.

Artikel vom 15.05.2006