15.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Nur ein Sonntagsschuss reicht nicht

Tengern muss nach 1:0-Führung gegen Clarholz in eine 1:2-Niederlage einwilligen

Von Wolfgang Sprentzel
(Text und Fotos)
Tengern (WB). Noch zwei Minuten waren am Sonntagnachmittag in Tengern zu spielen. Ahmet Ünal, in der 50. Minute wegen akuter Rotgefahr sicherheitshalber von TrainerHeiko Eickmeier ausgewechselt, stapfte stinksauer in Richtung Kabinen und maulte vor sich hin: »So was Blindes! So was Blindes! Wie kann man so ein Spiel noch aus der Hand geben?«

Eine Meinung, die auf dem Platz sicherlich viele Fans, Kameraden und wohl auch Coach Heiko Eickmeier nach der 1:2-(1:0)-Niederlage vertraten. Und der Coach stellte nach dem Schlusspfiff auch nur Schulter zuckend lapidar fest: »Tja, so geht's. Die haben nur zwei Chancen und machen zwei Tore, wir haben fünf, sechs hochkarätige und machen nur eins. Für die fehlende Chancenverwertung wirst Du dann bestraft. Und der Sieg für Clarholz geht dann sogar noch in Ordnung.«
Ebenfalls gar nicht zufrieden mit dem, was die TuS-Akteure gezeigt hatten, war Geschäftsführer Alwin Knollmann. Der Mann am Stadion-Mikro stellte auch nur fest. »Was glauben die denn? Wollen die mit so einer Einstellung, da fehlt doch die Laufbereitschaft, etwa das Spiel gewinnen?«
Aber es war schon in erster Linie so, wie es der Trainer aufgezeigt hatte. Die Chancen, die Chancen. Beispiel Nummer eins: Nach Einwurf von Bajohr kommt Burghard Willenberg frei an den Ball, versetzt noch einmal seinen Gegenspieler und zieht aus kürzester Distanz ab. Doch Keeper Tobias Predeick ist zur Stelle, verhindert mit Glanzparade das 1:0. Nur zwei Minuten später flankt Yavuz von der rechten Seite, Willenberg nimmt die Kugel direkt aus der Luft - nur 30 Zentimeter am Torkreuz vorbei geht der Ball ins Grüne.
In der Folgezeit ist sicherlich der TuS Tengern die Spiel bestimmende Mannschaft. So richtig gefährlich wird's freilich nicht. Bis plötzlich der Schiri zur Mitte zeigt. Tor für den TuS. Nach einem Bajohr-Eckball scheint für Clarholz die Situation geklärt. Doch aus dem Hinterhalt kommt Andy Arlt, hält voll drauf und absolut unhaltbar saust das Leder genau ins obere Tordreieck. Ein Sonntagsschuss.
Kommen wir zu Beispiel Nummer drei. 49. Minute. Der eingewechselte Rainer Dyck schickt Nurretin Sari, der zieht aus 16 Metern ab - und trifft nur den Pfosten. Beispiel Nummer vier: Sari flankt scharf vorher, Willenberg ist da - kann den Ball aber nicht kontrollieren. Vorbei (56.). Beispiel Nummer fünf: Eckball Andy Bajohr, Daniel Nanneker schraubt sich hoch, köpft aus sechs Metern - an den Pfosten (72.). Beispiel Nummer sechs: Salih Yavuz steht mutterseelenallein vor Predeick - der verhindert wieder mit Glanzparade, ähnlich wie gegen Willenberg, das 2:0. Und auch der Nachschuss von Yavuz trifft nicht ins Schwarze. Und dann klingelt's plötzlich auf der anderen Seite. Der TuS bekommt den Ball nicht aus der Nähe des Strafraums weg, scharfer Pass vorher, Dreickel zur Stelle - und Paulsen chancenlos. 1:1. (82.). Und dann noch das 1:2. Langer Ball auf Martin Wellmeyer, und der lässt sich die Gelegenheit nicht entgehen, überwindet Paulsen zum 1:2 (87.).
Kurz zuvor hatte der TuS am Siegtreffer geschnuppert. Sari setzt sich durch, passt auf Nenneker, doch ein Verteidigerbein ist dazwischen. Die Bajohr-Ecke wird geklärt - genau auf den Fuß von Sari, der aus dem Hinterhalt aber das Leder in die Wolken jagt.
TuS Tengern: Paulsen, Schmieder, Sari, Behring (46. Dyck), Hauptmeier, Ünal (55. Bartels), A. Bajohr, Nenneker, Willenberg (70. Kuntze), Arlt, Yavuz.
Viktoria Clarholz: Predeick; Topp (73. Orhan), Schäfer, Feldmann, Nisselhorn, Haske, Wellmeyer, Langerögen (63, Dickbertel), Kaiser (73. Göczus), Strickmann, Dreickel.
Tore: 1:0 Andreas Arlt (36.), 1:1 Andreas Dreickel ((82.), 1:2 Martin Wellmeyer (87.).

Artikel vom 15.05.2006