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Nach der Auszeit Blatt gewendet

TuS N-Lübbecke macht aus 5:8 ein 10:8 - Am Ende steht ein sicherer 28:22-Erfolg

Von Wolfgang Sprentzel
Lübbeckke (WB). Handball-Bundesligist TuS N-Lübbecke ist auf die Zielgerade in der Liga eingebogen. Im viertletzten Spiel der Saison sicherten sich die Männer vom Wiehen im vorletzten Heimspiel der Saison noch einmal einen doppelten Punkterfolg, bezwangen sie die HSG Düsseldorf mit 28:22 (13:12).

Mit jetzt 25 Punkten ist auch theoretisch absolut keine Gefahr mehr gegeben. Der Klassenerhalt ist in trockenen Tüchern. Welche Ziele hat der TuS N-Lübbecke jetzt noch? Trainer Jens Pfänder reagierte auf diese Frage in der Presse-Konferenz fast schon ein wenig unwirsch: »Ich will's nicht mehr hören. Ziele, Ziele. Ich habe keine Saisonziele mehr. Doch, eins habe ich noch. Ich will das nächste Spiel gewinnen.«
Sein Manager Sigi Roch war da vor dem Spiel gegen die HSG Düsseldorf moderater drauf. »In Gefahr geraten wir mit Sicherheit nicht mehr. Aber es wäre schön, wenn wir die Saison mit einem oder zwei Pünktchen mehr als in der vergangenen abschließen könnten und vielleicht am Ende einen oder zwei Plätze besser stehen als 2004/2005.«
Für dieses Ziel - in der Saison 2004/2005 wurde der TuS N-Lübbecke Elfter mit 27:41 Punkten - müsste der TuS N-Lübbecke am kommenden Wochenende erneut einen Sieg einfahren. Beim TV Melsungen - und zusätzlich noch einen Punkt holen. Aber das ist noch eine andere Geschichte.
Am Samstagabend begann die Geschichte des 31. Spieltags für den TuS N-Lübecke überhaupt nicht gut. Erstens war es lange Zeit auf den Parkplätzen vor der Halle überaus ruhig. Dann hatten sich eine halbe Stunde vor Spielbeginn erst rund 200 Zuschauer in die Kreissporthalle verirrt (aus denen wurden dann bis zum Anpfiff der beiden Unparteiischen aus Magdeburg, Colin Hartmann und Stefan Schneider, dann doch wesentlich mehr). Und TuS-Geschäftsführer Uwe Kölling stellte fest: »Das mögen vielleicht 1700 Zuschauer sein. Viel zu wenig.« Doch immerhin war unter ihnen auch Bundestrainer Heiner Brand, der sich über den Leistungsstand von HSG-Mitttelmann Michael Haaß Erkenntnisse verschaffen wollte: »Ich habe an diesem Wochenende Zeit. Da hat sich das so ergeben. Ich will mal überprüfen, wie weit sich der Junge weiter entwickelt hat.«
Und drittens fanden die Gastgeber für diese für Düsseldorf so wichtige Begegnung ganz schlecht ins Spiel.
Die Gäste gingen nicht nur mit 0:1 und 1:2 in Führung, sondern hatten wenig später schon ein 2:4 auf der Tafel stehen. Beim 4:5 jagte Berblinger zudem einen Strafwurf an den Pfosten. Als nach dem 5:5 erst Kubes an die Latte traf, Dragan Sudzum einen Tempogegenstoß nicht an dem Superreflex von Savonis vorbei brachte und dann auch Kubes noch an Savonis scheiterte, zogen die Gäste unter dem Jubel ihrer Fans auf 5:8 (14 Minuten und sechs Sekunden waren gespielt) davon.
Zeit für die Auszeit von Jens Pfänder, die sofort Wirkung zeitigte. Dirk Hartmann versenkte sofort zwei Chancen, Ortmann glich per Tempogegenstoß zum 8:8 aus und van Olphen und Tönnesen per Strafwurf sorgten für die erste Führung der Gastgeber zum 10:8. Begünstigt wurde dies allerdings durch die Tatsache, dass sich die Gäste einen fast acht Minuten währenden Blackout in mehrfacher Hinsicht leisteten. Im Angriff brachten die Gäste herzlich wenig Produktives zusammen. Fahrkarten, unerklärliche Abspielfehler und unvorbereitete Schüsse, die beim glänzend disponierten Nandor Fazekas im TuS-Gehäuse in besten Händen waren, ließen die froh gestimmten Gäste-Fans doch ganz schön verstummen. Da hätte der TuS eigentlich, bei noch mehr Konzentration, schon jetzt den Sack zumachen müssen. Doch auch er nutzte nicht jede Chance. Die größte ließ Kapitän Fölser aus. Er angelte sich einen Abpraller, war frei vorm leeren Tor und zirkelte den Ball nur an die Querlatte. Gelegenheit für die Gäste, die nach ihrer Auszeit Sieberger für Haaß auf der Mittelposition agieren ließen, bis zum Seitenwechsel wieder auf 13:12 heran zu kommen.
Hoffnungen für die Gäste, die diese bis zum 17:16 (37.) nähren konnten. Dann aber dürfte sich Spielertrainer Nils Lehmann die kurzen Haare gerauft haben. Besonders nach dem 19:16. Denn da lief Vasilakis den Konter und bekam von Savonis den dann ins Seitenaus gehenden Ball nicht unter Kontrolle. Beim nächsten Konter springt Vasilakis der Ball an den Fuß, einen Angriff später »gelingt« der HSG ein Fehlpaß auf Außen, dann begeht Hertzberg einen Schrittfehler und der sich noch mehr steigernde Fazekas hält sowohl gegen Vasilakis als auch gegen Haaß.
Die Fehler der HSG wurden zwar nicht alle genutzt, doch dank Fölser, Hermann und Ortmann ist im Grunde in der 47. Minute die Entscheidung gefallen. Der TuS N-Lübbecke führt mit 22:16 - und verwaltet diesen Vorsprung in einer sicherlich nicht auf besonders hohem Niveau stehenden Begegnung problemlos bis zum 28:22-Endstand.
Vier Minuten vor Schluss schien es übrigens schon, als habe Spielertrainer Nils Lehmann das Handtuch geworfen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Jedenfalls unterbrachen die Unparteiischen die Begegnung, weil auf der Spielfläche ein solches Tuch lag. Lehmann holte es zwar wieder auf die Bank - geworfen hatte er es nicht. Beim Wechsel war das Textil von einem Fuß unabsichtlich mitgenommen worden. Symbolträchtig schien es gleichwohl . . .

Artikel vom 15.05.2006