13.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Pionierarbeit in »reisender« Realschule

Zum 40-jährigen Bestehen: Früherer Rektor Wilhelm Bratvogel erinnert sich an die Anfänge

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). 40 Jahre ist es her: 26 Jungen und 18 Mädchen sitzen am 20. April 1966 aufgeregt und erwartungsfroh, wie man unterstellen darf, vor Wilhelm Bratvogel. Ein historischer Moment: Denn es ist nicht nur ihr erster Tag an der Realschule, sondern der erste Tag der Steinhagener Realschule überhaupt.

Diese erste Unterrichtsstunde könnte auch an diesem Samstagabend Thema sein, wenn sich von 19 Uhr an die ehemaligen Schüler aus sämtlichen Entlassjahrgängen und die Lehrer zum großen Wiedersehen in der Aula des Schulzentrums treffen. Wilhelm Bratvogel, bis 1981 Rektor, ist ebenfalls mit dabei. Im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT berichtete der 89-Jährige aus den Anfangsjahren der Schule.
In der Aula der ehemaligen Volksschule in Obersteinhagen war die erste Klasse untergebracht. »Wir sind damals mit zwei Kurzschuljahren gestartet«, erinnert sich Wilhelm Bratvogel. Denn 1966, da wurde gerade die neue Regelung eingeführt, da verschob sich das Schuljahresende von Ostern in den Sommer. Im Herbst also kam bereits der nächste Jahrgang - die Realschule wuchs, und das Raumproblem ebenfalls. »Die äußeren Bedingungen waren in den ersten Jahren wenig erfreulich«, schildert Bratvogel, der vorher an der Kuhlo-Realschule in Bielefeld tätig war. Die Realschule auf Reisen: Von Obersteinhagen aus ging es zunächst in den Pavillon an der damaligen Volksschule im Dorf, 1968/69 dann nach Amshausen, bevor 1971 endlich das Schulzentrum fertig wurde.
Genug Raum für eine junge, dynamische und entwicklungsfreudige Schule. Schon beim Schulversuch zur Differenzierung mit ihren naturwissenschaftlichen und fremdsprachlichen Zweigen waren die Steinhagener dabei. Auch gab es früh die ersten AG's. Aber geradezu Pioniere waren sie in Sachen Computer: »Wir waren 1971 eine der ersten Schulen in Nordrhein-Westfalen, die die damals ganz neue Technik anschaffte. 13 000 Mark hat der Computer gekostet, erschwinglich nur durch Sponsoren«, denkt Wilhelm Bratvogel an das riesenhafte Gerät zurück und an Lehrer Rolf Rosenkranz. Der setzte den Computer regelmäßig im Unterricht ein und führte an der Realschule einen kombinierten Mathe- und Informatikunterricht ein.
Schule im Aufbau hat der 89-jährige Steinhagener miterlebt und die Steinhagener Realschule in erheblichem Maße geprägt: »Es war eine reizvolle Aufgabe, aus dem Nichts heraus etwas Neues zu gestalten.«

Artikel vom 13.05.2006