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Wenn Nashörner die
Kleinstadt-Idylle stören

Inszenierung der LAG-Jugendtheatergruppe


Herford (nie). Durch Schnauben, Stampfen und eine tote Katze wurde die Idylle einer Kleinstadt am Sonntagvormittag gestört: Am Freitag und Samstag präsentierte die Jugendtheatergruppe der LAG (Landesarbeitsgemeinschaft) Spiel und Theater NRW das Stück »Die Nashörner« von Eugene Ionesco in der Manufaktur.
Unter Leitung von Theaterpädagogin Sina Broer wagte sich die zehnköpfige Gruppe im Alter von 13 bis 15 Jahren an das Thema der Anpassung, Manipulation und Massenpsychose. »Bei der Umsetzung mussten wir stark kürzen und auch auf eigene Ideen zurückgreifen, aber es kommt dem Original schon sehr nah«, erklärt Sina Broer, die seit Oktober einmal in der Woche mit den Schülern geprobt hat. Spiele zur Körperbeherrschung, trainieren der Ausdrucksstarke und das Lernen der Improvisation gehörten dabei ebenso zur Theaterarbeit wie das Schauspielen selbst.
Zunächst versetzte nur ein Nashorn die Kleinstadt in Angst und Schrecken, doch dann wurde die Katze einer Hausfrau zertrampelt. Protest und Empörung verbreitete sich unter den Mitbürgern. Hatte das Nashorn zwei Hörner gehabt, oder nur eins? War es eventuell ein anderes, zweites Nashorn? Konnte es aus dem Zoo weggelaufen sein? Wie sieht das afrikanische, und wie das asiatische Nashorn aus? Die Augenzeugen diskutieren heftig, und auch der am Ort ansässige Verlag rätselt um die Einbildungskraft und die tatsächlichen Ereignisse in der Kleinstadt.
Als sich dann eine Bürgerin, von einem Nashorn verfolgt, gerade noch in den Verlag flüchten kann, nimmt die Geschichte eine Wende. Sie glaubt, ihren Ehemann in dem Nashorn zu sehen. Immer mehr Menschen verfallen dem Nashorn und zweifeln an der Menschheit.
Das Ensemble wusste mit seiner Version dieses Klassikers des Absurden Theaters zu überzeugen. Mitwirkende waren Domenic Langkamp, Jana Kohaupt, Danny Homann, Insea Schlattmeier, Gesa Koch, Antonia Hoffman, Nane Homann, Tobias Brade, Judith Gartemann und Lukas Pergande

Artikel vom 15.05.2006