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Nur Kennzeichen GT verbindet

Kreisheimattag zur Identität

Altkreis Halle (ms). Mehr als das Kennzeichen GT verbindet die Menschen im Kreis Gütersloh nicht. Zu diesem Ergebnis kommt Theres Sudbrock in ihrer Magisterarbeit zur »Regionalen Identität im Kreis Gütersloh«. Mit dem Thema setzten sich die Vertreter der 31 Heimatvereine beim Kreisheimattag in Schloß Holte-Stukenbrock auseinander.

Während dem Altkreis Wiedenbrück keiner eine Träne nachweint, besteht der Norden des Kreises Gütersloh vielfach auf der Bezeichnung »Altkreis Halle«, so Sudbrock. Das ist aus dem historischen Zusammengehörigkeitsgefühl zu erklären. Die Rheda-Wiedenbrückerin hat Interviews mit Vorsitzenden der Vereine geführt und im Kreisarchiv gestöbert, um dem »ganz besonderem Gebilde« Kreis Gütersloh auf die Spur zu kommen. Die Gebietsreform 1973 vereinigte aus wirtschaftlichen und verwaltungstechnischen Gründen Gebiete zu einem Kreis, die historisch ganz unterschiedlich geprägt sind. Teile des Ravensberger Landes, des Münsterlandes, des Paderborner Landes, des Amtes Reckenberg und der Grafschaft Rheda wurden zwangsvereinigt - die Reaktion der Bürger beschreibt Theres Sudbrock so: »Es ging hoch her.« Aber vor allem ging es wohl hoch her, weil benachbarte Ortschaften aus unterschiedlich historisch gewachsenen Regionen vereinigt wurden. In den Doppelstädten kommt das noch zum Ausdruck: Schloß Holte-Stukenbrock, Rheda-Wiedenbrück und Herzebrock-Clarholz haben sich zum Beispiel nicht auf einen Namen einigen können.
In der Selbstbezeichnung wird deutlich, wohin sich die Bürger einordnen: Die Bürger des Nordens bezeichnen sich als Ostwestfalen-Lipper und nennen Teutoburger Wald und die Ravensburg als ihre Symbole, Harsewinkeler und Herzebrock-Clarholzer fühlen sich als Münsterländer, im Süden nennt man sich Westfale, in Schloß Holte-Stukenbrock nennt man Sennegebiet und Teutoburger Wald - die Stukenbrocker sind nach wie vor mehr nach Paderborn, die Schloß Holter nach Bielefeld orientiert - kaum jemand jedoch zur Kreisstadt Gütersloh.
Von außen wird der Kreis Gütersloh als Region mit einer enormen Wirtschaftskraft in Verbindung gebracht, darüber könnte man zu einer Identität und damit zu einer Kultur- und Marketingstrategie gelangen.
Der Verleger regionalgeschichtlicher Bücher, Olaf Eimer, fragte kritisch, wozu der Kreis überhaupt eine Identität brauche. »Kreise sind reine Verwaltungsgebilde. Als die preußischen Kreise aufgelöst wurden, spielte Identität keine Rolle ebenso wenig spielten Identität, Konfession oder Gefühl eine Rolle beim »Bielefeld-Gesetz«, das den Kreis Gütersloh gebar. Während es eine Kreis-Identität nicht gibt, sprachen die Vertreter der Heimatvereine von einer »Renaissance der Stadtteile«.

Artikel vom 15.05.2006