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Juventus versinkt
im Skandalsumpf

Torwart Buffon soll unter Verdacht stehen

Turin (dpa). Die Manipulationsaffäre um Juventus Turin weitet sich zu einem der größten Skandale in der Geschichte des italienischen Fußballs aus.
29 von 38 Meisterschaftsspielen soll Juve-Manager Luciano Moggi nach Vermutungen der Staatsanwaltschaft Neapel mit Hilfe von korrupten Schiedsrichtern, Spielern und Funktionären in der vergangenen Saison zu Gunsten des Meisters manipuliert haben. Nach WM-Schiedsrichter Massimo De Santis wird jetzt auch Italiens Nationaltorhüter Gianluigi Buffon in den Skandal hineingezogen. Staatsanwälte in Parma und Turin sollen gegen den Juve-Keeper wegen Wettbetrugs ermitteln, berichtete die »La Gazzetta dello Sport«.
Fünf Staatsanwaltschaften kämpfen sich durch den Sumpf des offenbar von Korruption und mafiaähnlichen Strukturen durchsetzten Fußballsystems. Neun Erst- und Zweitligisten sind im Visier. Die federführende Staatsanwaltschaft in Neapel ermittelt gegen 47 Personen wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung und Betrugs. Am Freitag ließ sie die Büros des italienischen Fußballverbands und der Schiedsrichtervereinigung durchsuchen. 2400 Seiten hat Staatsanwalt Giorandomenico Lepore mit Beweismaterial gegen das »System Moggi« gefüllt. Allein die Protokolle der 2004 abgehörten Telefongespräche füllen 10 000 Seiten. Auch Videoüberwachungen fertigen die Fahnder an.
Neben WM-Schiedsrichter De Santis stehen vier weitere Serie-A-Schiedsrichter und sechs Linienrichter auf der offiziellen Liste der Verdächtigen. »Ich fahre zur WM. Ich habe nichts getan«, sagte De Santis. Geständnisse gibt es keine. Die panische Reaktion der Beteiligten aber gibt Anlass für Spekulationen: Mit Präsident Franco Carraro und Vize Innocenzo Mazzini nahm fast die gesamte Führung des FIGC ihren Hut. Am Donnerstagabend trat der gesamte Juve-Vorstand zurück. Anders wären Moggi und der in Turin unter Bilanzfälschungsverdacht stehende Geschäftsführer Antonio Giraudo nicht aus dem Amt zu drängen gewesen. Beide hätten den Rücktritt verweigert, hieß es aus dem Umfeld der Juve-Besitzerfamilie der Agnellis.

Artikel vom 13.05.2006