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Scherben bilden ein Ganzes

St. Marien geht neue Wege bei der Beichte und der Erstkommunion

Von Maike Stahl (Text und Foto)
Schlangen (SZ). Andächtig legt Felix Hanselle eine Tonscherbe in ein hölzernes Kreuz. Dann kehrt er fröhlich zu seiner Mutter zurück. Gerade hat der Achtjährige seine erste Beichte in der katholischen Kirche St. Marien abgelegt. Es ist ihm leicht gefallen, sagt er.

»Wir haben diese erste Beichte mit den Kindern intensiv vorbereitet«, erzählt Gemeindereferentin Bettina Schmidt. Dabei sei ihr vor allem wichtig gewesen, dass die Kinder dieses Sakrament positiv erfahren. »Sie sollen erkennen, dass ihnen von Gott sofort vergeben wird, wenn sie ihre Fehler eingestehen«, erläutert sie.
Bereits in der vergangenen Woche hat sie den Kommunionkindern und ihren Eltern einen Tontopf mitgebracht, der eine intakte Gemeinschaft symbolisieren sollte. Anschließend hat Bettina Schmidt den Topf zertrümmert. »Denn so eine Gemeinschaft ist zerbrechlich, jeder kann mit seinem Verhalten dazu betragen«, erläutert sie die Symbolik. Die Kommunionkinder haben ihre erste Beichte dann schriftlich verfasst und auf die Rückseite jeweils einer Scherbe aufgeklebt.
Diese durften sie am Freitag mit in das Beichtgespräch bei Pastor Dr. Burkhard Neumann nehmen. Anschließend haben sie den Zettel abgeknibbelt in eine Feuerschale werfen dürfen und die Scherbe in das Holzkreuz gelegt. »So ist die Gemeinschaft im Glauben wieder vereint«, erläutert Schmidt.
Während die Kinder nacheinander zur Beichte gehen, sitzen die anderen in zwei Gruppen beisammen und bereiten bunte Hefte für die Erstkommunion vor oder töpfern Kerzenhalter, Kreuze und andere christliche Symbole. Die Atmosphäre ist entspannt, Chips und Kekse stehen zur Stärkung bereit. Bettina Schmidt ist zufrieden. »Für viele Kinder hier ist die Erstkommunion zwar natürlich ein ganz besonderer Termin, aber sie fühlen sich schon lange in der kirchlichen Gemeinschaft sicher und zuhause.« Dazu habe das Café Kontakte einen wertvollen Beitrag geleistet, in dem sie seit fünf Jahren mit Familien kirchliche Themen erarbeitet.
Deshalb ist es in Schlangen auch möglich, seine Erstkommunion außer der Reihe zu empfangen. Simon Tronich hatte dafür den 1. Advent im vergangenen Jahr ausgewählt. Er wollte endlich Messdiener werden dürfen. Auch Felix Hanselle wird nicht mit den anderen am 21. Mai zur Erstkommunion gehen. Er hat sich den Familiengottesdienst am 18. Juni ausgewählt, in dem das Café Kontakte seinen fünften Geburtstag feiert. »Dann sind alle dabei, die mir wichtig sind«, sagt der Achtjährige, der selbst in dieser Zeit erfahren hat, dass ihm die kirchliche Gemeinschaft so wichtig ist, dass er nicht noch ein Jahr mit der Kommunion warten möchte.
»Grundsätzlich können Kinder dann zur Kommunion, wenn sie verstehen, welches Brot sie dort essen«, sagt Bettina Schmidt. Ob die Vorbereitung dann mit der Gruppe oder in der Familie erfolgt, das solle jede Familie selbst entscheiden dürfen.

Artikel vom 13.05.2006