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Das Wort zum Sonntag

Von Pfarrer i.R. Fritz Schäffer, Bad Lippspringe


Der Predigttext für unseren Sonntag »Kantate« steht in der Apostelgeschichte im Kapitel 16, in den Versen 23 bis 34.
In Philippi hat sich Paulus gerne aufgehalten, wie wir aus dem Philipperbrief entnehmen können. Aber er und Silas haben dort nicht nur den Segen Gottes erfahren, sie haben auch unter der Willkür der Machthaber gelitten.
Paulus hatte ein Mädchen geheilt, das wahrsagen konnte. Da die Betreuer dieses Mädchens finanzielle Verluste hatten, brachten sie Paulus und Silas vor das Stadtgericht. Die Anklage lautete folgendermaßen: »Die Männer - Paulus und Silas - sind Juden und bringen unsere Stadt in Unruhe.«
Der Stadtrichter führt allerdings nicht etwa ein ordentliches Gerichtsverfahren durch. Er lässt sie entkleiden und prügeln und weist sie ohne ein ordentliches Urteil ins Gefängnis mit dem Auftrag, diese Gefangenen sorgfältig zu bewachen. Heute würde man sagen: Er ließ sie foltern und in ein Hochsicherheitsgefängnis bringen.
Wie reagieren Paulus und Silas, die römische Bürger waren? Sie hätten damit vor einem ordentlichen Gericht bevorzugte Behandlung beanspruchen können. Sie beschweren sich aber nicht, sondern verlegen sich in ihrer aussichtslosen Lage darauf, zu beten und zu singen. Die Mitgefangenen der beiden nehmen dieses mit Verwunderung wahr.
Offensichtlich durch einen Erdstoß wird das Gefängnis zerstört. Die Gefangenen nehmen nicht die Gelegenheit zur Flucht wahr, sondern melden sich bei dem Gefängnisdirektor. Der nimmt die Haltung der Gefangenen mit Staunen zur Kenntnis. Er hört auf die Predigt des Paulus und lässt sich mit seiner ganzen Familie taufen. Wir können mit Paulus gemeinsam in den Ruf des Sonntagspsalms einstimmen: »Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.« (Psalm 98, 1)

Artikel vom 13.05.2006