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Fichte gefällt - und steht wieder

Zweimal rot für Akteure des TuS N-Lübbecke gab's in dieser Saison noch nie zuvor

Lübbecke/Göppingen (Les). Wir schreiben die 48. Minute im Spiel zwischen FrischAuf Göppingen und TuS N-Lübbecke. Gerade ist TuS-Torhüter Torsten »Fichte« Friedrich von einem Schuss voll am Kopf getroffen worden und liegt benommen am Boden. Schweikardt hat mit dem Abpraller zum 22:21 ins verwaiste Tor eingenetzt.

»Eigentlich«, so weiß Rechts-Experte und TuS-Pressesprecher Helge-Olaf Kädding, »hätte der Treffer nicht gegeben werden dürfen und das Spiel mit Freiwurf für Göppingen fortgesetzt werden müssen.« Aber die Schiris geben den Treffer.
Die »Fichte« ist derweil aufgestanden, hat sich geschüttelt, verscheucht den Nebel um den Kopf wie lästige Fichtennadeln - und ist ab sofort noch motivierter als sowieso schon. Göppingen bekommt's zu spüren. Der knorrige Baum, der durchaus den Ehrentitel »Eiche« verdient hätte, zog den Gastgebern mit weiteren Glanzparaden den Zahn, legte den grundstock zum letztlich verdienten 26:26-Remis, den auf Nettelstedter Seite weder Daniel Kubes (rot nach dritter Zeitstrafe in der 57. Minute) und Rolf Hermann (rot nach dritter Zeitstrafe in der 60. Minute) auf dem Feld oder der Bank miterleben. TuS-Trainer Jens Pfänder: »Das hatten wir noch nie. So viele rote Karten hatten wir in der ganzen Saison noch nicht kassiert!«
Aber die Kabinen haben beide nicht aufgesucht. Sie wussten genau: »Hier verpassen wir etwas.«
Zum Beispiel den Strafwurf von Michel, der gegen Fazekas zum 26:25 verwandelt. Und vor allem aber die letzten 25 Sekunden. Da nimmt Jens Pfänder den Torwart raus, setzt Tobi Schröder als siebenten Feldspieler ein. Der Erfolg gibt ihm recht. Schröder selbst scheitert zwar mit seinem Wurf an Galia, doch Fabian van Olphen erwischt den Abpraller, bedient Sudzum auf Außen. Und als der von Lars-Henrik Walther fast schon brutal aus der Luft gepflückt wird, zeigen Knapp/Puchinger in der mit 3300 Zuschauern besetzten Hohenstaufenhalle Courage. Der eine zeigte auf die Marke, der andere dem Übeltäter die direkte rote Karte. Und Stian Tönnesen, der die ersten drei Strafwürfe verwandelt hatte, zeigt auch jetzt Nerven wie Drahtseile, verwandelt unter dem Jubel seiner Kameraden und der wenigen Fans - unter ihnen Geschäftsführer Uwe Kölling - zum 26:26. Torpfiff! Abpfiff! Zeit zum Feiern blieb den Mühlenkreislern freilich wenig. Klar. Eine Flasche Bier wurde geköpft. Aber danach? Jens Pfänder: »Erstens waren wir erst um 1.30 Uhr wieder in unseren Hotels, außerdem sind wir schon am Smastag wieder dran. Dann geht es gegen die HSG Düsseldorf. Pfänder: »Ein schwerer Brocken. Die stehen mit dem Rücken zur Wand.«

Artikel vom 12.05.2006