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Bahnhof Kirchlengern ausgebrannt

250 000 Euro Schaden - Züge standen still - vermutlich fahrlässige Brandstiftung

Von Gerhard Gläsker
und Sebastian Picht (Fotos)
Kirchlengern/Herford (HK). Etwa 70 Feuerwehrmänner haben am Freitag nicht verhindern können, dass das Bahnhofsgebäude in Kirchlengern bis auf die Außenmauern niederbrannte. Nach ersten Schätzungen beläuft sich der Sachschaden auf mindestens 250 000 Euro.

Ursache des Brandes: mit hoher Wahrscheinlichkeit fahrlässige Brandstiftung. Es gebe keinerlei Hinweise, dass das Feuer vorsätzlich entzündet worden sei, erklärte ein Sprecher der Polizei.
Tiefschwarze Wolken standen bereits weit sichtbar über der Elsegemeinde, als nahezu gleichzeitig mehrere Anlieger gegen 13.40 Uhr die Feuerwehr alarmierten. Die ersten Löschfahrzeuge der Kirchlengeraner Brandbekämpfer waren nur Minuten später vor Ort. »Bei unserem Eintreffen schlugen die Flammen bereits aus dem Dachstuhl«, sagte Einsatzleiter Dieter Wilkening. Für die freiwillige Feuerwehr Kirchlengern war Großalarm gegeben worden. Außerdem ließ Wilkening die Drehleiter aus Bünde, das große Tanklöschfahrzeug aus Muckum sowie Sonderfahrzeuge aus der Kreisleitstelle in Eilshausen zur Brandstelle anrücken.
»Die Bewohner - 16 Leute in drei Familien - hatten bereits das Gebäude verlassen. Aufgrund der enormen Hitze konnten wir keinen Innenangriff starten, sondern mussten die Flammen zunächst über die Drehleiter und mit zahlreichen Löschrohren von außen bekämpfen«, schilderte der Kreisbrandmeister.
Zwei Züge, die im Bahnhof gerade hielten, setzten rasch ihre Fahrt fort. Beide Gleise wurden anschließend gesperrt und die Oberleitungen abgeschaltet. Wilkening: »Die Südseite des Bahnhofes ließ ich außerdem gesondert erden, um Stromspannungen abzuleiten.« Jedoch konnte die Feuerwehr die Flammen auf das alte Bahnhofsgebäude begrenzen, die Brandmauer zum Güterbereich hielt den Flammen stand. »Darauf konzentrierten sich natürlich zunächst unsere Löscharbeiten«, erklärte der Kreisbandmeister.
Die Eternitplatten auf dem Dach wurden durch die große Hitze zerfetzt, der Dachmonitor auf einem Sonderfahrzeug des Kreises leistete ganze Arbeit. Um 15.15 Uhr hatte die Feuerwehr die Flammen unter Kontrolle, wenig später konnte auch der Zugverkehr auf dem nördlichen Gleis wieder aufgenommen werden.
Für die Feuerwehrleute war die Arbeit aber noch nicht getan: Es flammten immer wieder Brandnester auf. Die mehr als 200 Jahre alte Treppe in dem Haus hat das Feuer überstanden. »Über die Treppe gelangten wir in den Dachbodenbereich, wo noch immer Flammen züngelten«, sagte Wilkening. Die Wehr Kirchlengern stellte die ganze Nacht über eine Brandwache, um ein Wiederauflodern der Flammen zu verhindern.
Der Bahnverkehr wurde durch den Brand erheblich behindert. Laut Bahnsprecher Franz-Josef Bales wurden zwei Fernzüge über Osnabrück umgeleitet. Zwölf Regionalbahnen wurden gestoppt, wobei die Eurobahn Omnibusse zwischen Bünde und Herford einsetzte.
Zehn weitere Züge hatten laut Bahnsprecher Bales insgesamt 319 Minuten Verspätung, obwohl die Strecke nur für etwa eineinhalb Stunden gesperrt war. Kurz nach 15 Uhr wurden auch die Sperrung der Lübbecker und der Ravensberger Straße sowie der Straße Im Obro.

Artikel vom 13.05.2006