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Vorsichtiger Optimismus

Einer der größten Wickeldraht-Hersteller sitzt in Lippe

Frankfurt/Lügde (WB). Die Wickeldraht-Branche blickt vorsichtig optimistisch in die Zukunft. 2005 ist der Gesamtumsatz der Teilbranche der Kabelhersteller wegen der gestiegenen Kupferpreise um 16 Prozent auf 250 Millionen Euro gestiegen, jedoch ist die ausgelieferte Tonnage leicht zurückgegangen.

Nach Angaben des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektroindustrie (ZVEI) lässt der erwartete allgemeine Konjunkturaufschwung für 2006 eine Mengensteigerung erwarten.
Der Optimismus der Branche wird getrübt durch einen eklatanten Anstieg der Kosten für Energie und Kupfer sowie Rohmaterialien, wie zum Beispiel Lacke. Diese sind seit dem Jahr 2004 um mehr als 100 Prozent in die Höhe geschnellt. »Das wirkt sich negativ auf die Erlöse aus, denn diese Kosten können nicht vollständig an Kunden durchgereicht werden«, sagt Ernst Michael Hasse, Geschäftsführer der Schwering & Hasse Elektrodraht GmbH im lippischen Lügde. »Vor allem internationale Anbieter aus Süd- und Osteuropa gehen äußerst preisaggressiv vor, um ihre Kapazitäten auszulasten«, stellt der mittelständische Unternehmer fest.
Allerdings vertrauten die Unternehmer auf ihr Knowhow. »Gute Qualität setzt sich langfristig durch. Insbesondere die kunden-spezifischen Entwicklungen halten die Hersteller von Wickeldrähten in Deutschland im Geschäft«, sagt Willy Schaumburg, Geschäftsführer der Essex Nexans L+K GmbH (Bad Arolsen).
In Deutschland sind vier der größten und wichtigsten europäischen Hersteller von Wickeldraht beheimatet. Mit einer Jahreskapazität von zusammen annähernd 120 000 Tonnen zählen sie alle zu den größeren Herstellern von rundem Kupferlackdraht in Europa. Bei einem Drahtdurchmesser von 0,35 Millimeter kann man aus dieser Kupfermenge etwa 100 Millionen Kilometer Draht herstellen.
1000 Mitarbeiter beschäftigt die Branche. Die Essex Nexans L+K GmbH fertigt mehr als 55 000 Tonnen Wickeldraht. Mehr als 40 000 Tonnen Wickeldraht jährlich produziert die Schwering & Hasse GmbH. Weitere große Hersteller sind die EKS Isodraht GmbH & Co. KG (Mannheim) und als Spezialist für Feindrähte die Elektrisola GmbH & Co. KG (Reichshof-Eckenhagen).
Wickeldrähte sind in der Regel runde lackierte Kupferdrähte mit einem Durchmesser von nur 0,01 Millimeter bis sechs Millimeter. Die dünnsten Drähte haben damit nur einen Bruchteil des Durchmessers eines menschlichen Haars mit 0,07 Millimeter. Als Flachlackdraht wird Wickeldraht mit einer Querschnittsfläche von bis zu 80 Quadratmillimeter angeboten.
Benötigt wird der Kupferlackdraht hauptsächlich für Wicklungen von Motoren und Transformatoren. Mit einem Anteil von mehr als 40 Prozent ist die Automobilbranche heute der größte Abnehmer in Deutschland. Im Auto stecken bis zu 120 Klein- und Kleinstmotoren, wie zum Beispiel bei den Fensterhebern, beim Schiebedach, aber auch bei der Motorsteuerung. Im Durchschnitt werden heute neun Kilogramm Wickeldraht pro Auto verarbeitet. Weiterhin findet man Wickeldraht auch in Motoren von Ventilen und Steuerungen, in Handys, Quarzuhren, Bohrmaschinen, aber auch in großen Windkraftanlagen und Maschinen.
Die Produktion von Kupferlackdraht hat sich zu einem komplizierten High-Tech-Prozess entwickelt. Ausgangspunkt ist im Allgemeinen ein Gießwalzdraht aus reinstem Rohkupfer. Dieser Draht wird in verschiedenen Stufen dünn gezogen oder flach gewalzt. Auf diesen Draht werden dann bis zu dreißig einzelne Lackschichten aufgetragen. Die Kupferwicklung oder Spule muss spannungsfest sein. Gleichzeitig soll die Spule gegen Hitze und Chemikalien unempfindlich und mechanisch hoch belastbar sein.

Artikel vom 18.05.2006