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Schürmanns Mühle renovieren

Dreyener Bürger möchten schnell einen Verein zum Erhalt des Denkmals gründen

Von Volker Zeiger (Text und Fotos)
Dreyen (EA). Die am höchsten gelegene Windmühle im Bereich der Stadt Enger ist mit 128 Metern über Normalnull (NN) Schürmanns Mühle in Dreyen. Das unübersehbare Denkmal wollen Bürger unbedingt erhalten.

Die Mühle stellt die Liesbergmühle in Enger mit 118 Metern über NN sowie die Hückeraner Windmühle (119 Meter über NN) deutlich in den Schatten. Das einzigartige Bauwerk weckte am Mittwoch während des Stadtrundgangs, organisiert vom Stammtisch Barmeierplatz, großes Interesse. Denn eine der interessantesten Stellen ist die Windmühle deshalb, weil sie wegen ihrer Einzellage außerhalb der Ortschaft ins Auge fällt. Die Holländer Windmühle von 1847 konnte mit zwei Gängen betrieben werden und hatte Jalousieflügel. Von 1852 an wurde für den Antrieb eine Dampfmaschine, eine »Lokomobile«, eingesetzt, die mit Kohle beheizt wurde und im Maschinenhaus neben der Mühle stand. 1866 wurden die Mühlenflügel erneuert. Sie hielten bis 1920, dann fegte ein Sturm darüber hinweg und zerfetzte sie. Die Mühle wurde erst 1988 zum Baudenkmal erklärt.
Kritisch sehen Dreyener die Tatsache, dass die Stadt Enger zunächst daran dachte, das Denkmal renovieren zu lassen, dies aber doch nicht umsetzte. »Die Mühle ist erhaltenswert, das Mahlwerk ist in Ordnung und könnte nach einer Wartung eingesetzt werden; ein gemeinnütziger Verein könnte die Wiederinstandsetzung in die Wege leiten«, sagte jetzt Charlotte Dreymann. Es gebe Kostenvoranschläge, die für eine Renovierungsplanung reichen könnten. Dreymann: »Das ist unser dringender Wunsch, aber alle Vereine - Schützen, Alttraktorenfreunde, Geflügelzüchter, Sportverein und Feuerwehr - müssen dahinter stehen«. Gemessen an der Teilnehmerzahl von gut 60 Bürgern ist der Zuspruch vorhanden.
Der vom Durchgangsverkehr über die Meller Straße geplagte Ort besteht aus den Bezirken »Dorf«, »Kreuzen«, »Auf dem Fange«, »Klausheide«, »Päschenheide« und ist 409 Hektar groß. In Dreyen leben 1410 Einwohner; in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts waren es 943 Einwohner, wies Chronistin Dreymann hin, die die Rundreise anführte. Ihre Tochter Sonja hatte alle an der Route gezeigten geschichtlich relevanten Daten ermittelt. Die Tour, in deren späterem Verlauf mehrmals die Meller Straße überquert werden musste, führte vom Hof Dreymann am Hof Brutlach vorbei, der 1966 abbrannte und anschließend neu aufgebaut wurde. Es ging von der Breden- über die Heidestraße in die Körnerstraße auch auf die ehemalige Gaststätte »Schwarze Lina« zu. Die war von Heinrich Diekmann in den 1930er Jahren geleitet worden und wurde nach der Schließung - etwa um 1986 - zum Wohnhaus umgebaut. Eine andere bekannte Gaststätte war »Nienaber« an der Meller Straße. Hier befanden sich einst ein Kolonialwarenladen und eine Bäckerei, dann wurde daraus der »Jägerkrug« mit Saal- und Hotelbetrieb, der auch Stammlokal des Sportvereins und der Schützen war.
In der Nähe gab es in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Zigarrenhersteller wie Wilhelm Dustmann, Wilhelm Bäumer, Heinrich Hellweg, Wilhelm Osterwald, Hermann Paust, Paul Ransiek und Gustav Vogel. Die Leinenherstellung spielte in Dreyen ebenfalls eine große Rolle »bis die maschinenmäßige Verarbeitung anfing«.
Viele Bewohner wanderten nach Amerika aus, unter anderem Johann Heinrich Petring und sein Sohn Peter Heinrich, Hermann Potthast, Johann Christian Bruning und Hermann Heinrich Ruve.

Artikel vom 12.05.2006