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Streit um Warnstreiks: Das Herforder Textilunternehmen Brinkmann sperrte gestern Morgen mehr als 30 Beschäftigte aus. Foto: Hannemann

Tarifstreit spitzt sich zu

Brinkmann sperrt Beschäftigte aus - IG Metall empört


Herford (han). Der Tarifstreit in der Textilindustrie spitzt sich weiter zu. Mit der Brinkmann-Gruppe hat ein Arbeitgeber gestern erstmals Beschäftigte ausgesperrt. Die IG Metall spricht von »billigen Einschüchterungsversuchen«.
Nach Gewerkschaftsangaben wurden bei Brinkmann etwa 50 Mitarbeiter ausgesperrt. Brinkmann selbst spricht von 33 Mitarbeitern. Sie dürften so lange nicht arbeiten, wie sie am Mittwoch bei dem Warnstreik mitgemacht hätten, hörten die Beschäftigten von ihren Vorgesetzten. »Diese Reaktion ist unverständlich, unanständig und unüblich«, kritisierte Gewerkschaftssekretär Uwe Najduk. »So etwas hat es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gegeben.« In den Betrieben von Leineweber, Ahlers, Ernstmeier und Hucke habe es keine Konsequenzen gegeben, nachdem Mitarbeiter sich am Streik beteiligt hatten. Beschäftigte wie Silke Klausing (34) reagierten wütend: »Die Aussperrung kam zwar nicht überraschend, sie wurde uns ja zuvor angedroht, aber enttäuscht bin ich trotzdem. Ich habe doch nicht gestreikt, um den Chef zu ärgern.«
Karlo Sattler, IG Metall-Bezirkssekretär, der sich aus Darmstadt meldete, wo gestern in vierter Runde weiterverhandelt wurde, reagierte ebenfalls schockiert: »Unglaublich, wie hier ein heutiger Weltmarktführer in Sachen Mode in Unternehmerallüren aus dem Beginn des letzten Jahrhunderts verfällt.« Wer so handele, verschärfe das Klima in der Tarifrunde in unzumutbarer Weise. Für die Betroffenen organisierte die IG Metall eine spontane Solidaritätsaktion. In der unfreiwilligen Arbeitspause gab es Eis für alle.
Auf Nachfrage des HERFORDER KREISBLATTes verwies Brinkmann auf eine Stellungnahme des Arbeitgeberverbandes: »Der Verband der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie sieht in der Warnaussperrung einen völlig normalen Vorgang, um sich gegen Störungen der Betriebsabläufe zu wehren.«, hieß es darin.

Artikel vom 12.05.2006