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Suchbild mit Altersflecken

Kabarettist Ingo Börchers zeigt sich in der Verler Bibliothek bissig


Verl (db). Wissen auf Rädern - das heißt für Ingo Börchers, eine Suchmaschine mit sozialer Komponente zu sein, die die Menschen von heute mit Hilfe alltäglicher Vergleiche und wissenschaftlicher Erkenntnisse durch die Lücken und Tücken unserer Informationsgesellschaft führt. Wissen auf Rädern - das ist auch der Titel des aktuellen Programms des Bielefelder Kabarettisten, mit dem er ganz nach dem Motto »Bildung. Wenn du das vortäuschen kannst, das ist die halbe Miete« am Dienstagabend vor zahlreichen Zuschauern in der Bibliothek gastierte.
Vor drei Jahren war Ingo Börchers schon einmal in Verl zu Gast gewesen, damals mit einer »satirischen Reise durch Zeit und Raum« unter dem Titel »Das Blaue vom Himmel«. Ähnlich bissig zeigt er sich auch in seinem neuen Programm, in dem er sich selbständig gemacht hat: Gemeinsam mit einem Freund, dem Diplom-Physiker Jonas, hat Börchers ein Pisa-Taxi gegründet, mit dem er mehr oder weniger grundlegenden Fragen wie »Warum dreht sich alles nur um Sex?« oder »Wieso sind deutsche Arbeitnehmer nicht so fleißig wie die gemeine Waldameise?« auf den Grund geht.
Und auch zum Thema Bildung hat Ingo Börchers ganz eigene Theorien. So schlug er nach der Devise »Es ist an der Zeit, die richtigen Fragen zu stellen« den Mathelehrern von heute vor, »statt Bruchrechnen lieber ganz legale Steuerhinterziehung« zu unterrichten. Das Älterwerden seiner Eltern kommentierte er, indem er die vermehrt auftretenden Altersflecken auf ihrer Haut mit einem Suchbild mit dem Titel »Haben Sie den Fehler entdeckt?« verglich.
In einem ständigen Themenwechsel zwischen Politik und Wissenschaft, privaten Anekdoten und menschlichem sowie tierischem Verhalten blieb Börchers gewohnt misstrauisch und kritisch, aber immer mit einem Augenzwinkern. Die Zuschauer amüsierten sich, auch als der Kabarettist seine Chancen bei einer Dame im Publikum mit den Worten »Ich bin ein Bielefelder, gefangen im Körper eines Spaniers« testete, jedoch charmant abgewiesen wurde.
Nach rund zwei Stunden (inklusive Pause) schloss Ingo Börchers den unterhaltsamen Abend mit einer kleinen Zugabe in Form eines »literarischen Kabaretts« ab. Seine Leidenschaft für das Kabarett hatte der 32-Jährige übrigens schon während seiner Schulzeit entdeckt. Nach ersten Erfahrungen auf der Bühne baute er seine Fähigkeiten nach dem Abitur mit Tanz-, Pantomime- und Schauspielunterricht aus und arbeitet seitdem als Kabarettist, Schauspieler und Moderator. Mit Erfolg, denn im Laufe der Jahre sammelte Börchers mehrere Auszeichnungen, darunter den »Deutschen Kabarettpreis« (2004). Auch durch Fernsehauftritte wurde er bekannt, so etwa in den »Mitternachtsspitzen« (WDR) oder »Samstag SpätNacht« (RTL).

Artikel vom 11.05.2006