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Schnapszahl
Der Kollege hat eine im Nummernschild (444), die nette Sekretärin ebenfalls (222) und Heinz hat auch eine (111): Die Rede ist von einer Schnapszahl. Lange Zeit hatte Heinz vergebens versucht herauszufinden, warum Schnapszahl eigentlich Schnapszahl heißt - bis ihn jetzt sein Freund Gotthelf, der ein leidenschaftlicher Skatspieler ist, aufklärte. »Also«, sagte Gotthelf, »wenn einer bei der Abrechnung zum Beispiel 888 Miese auf dem Konto hat, muss er eine Runde Schnaps ausgeben.« Und wer zu viel trinkt, der ist eine Schnapsdrossel, meinte Heinz. Gerade, als Gotthelf antwortete, dass er diese Deutung glatt für eine Schnapsidee halte, gesellte sich leider Onkel Waldemar hinzu, der Sprachwissenschaftler ist und in epischer Breite darlegte, dass auch die Schrift »Schnapsbuchstaben« kenne. So seien Otto und Anna so genannte Palindrome, weil sie vorwärts wie rückwärts gleich sind. Das funktioniere auch mit Sätzen: »Nie Knabe nie grub Nero neben Orenburg eine Bank ein.« Die Putzmittel Omo, Ata und Imi seien ebenfalls Palindrome und vierzehn Uhr und 41 Minuten (14:41) sei sogar durch den Doppelpunkt ein vertikales Palindrom... Nach zwei Stunden Waldemar-Monolog brummte Heinz der Schädel - er verabschiedete sich. »Wohin des Weges?«, fragte der Onkel. »Ich habe Hunger«, sagte Heinz, »und zwar auf Dooffood.« Curd Paetzke

Artikel vom 12.05.2006