12.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Aus der Großstadt direkt in den Kuhstall

Praktikanten auf Hof Schonlau in Gehrden - Erleben wo die Lebensmittel herkommen

Von Alexandra Rüther
Gehrden (WB). Um 6 Uhr früh ist für Marvin Klimasch (15) und Andreas Brähler (13) die Nacht vorbei. Dann wird geweckt auf dem Hof Schonlau in Gehrden. Dort absolvieren die beiden Hauptschüler aus Essen ein »Landpraktikum«.

Insgesamt neun Schülerinnen und sechs Schüler der achten Klassen der Katholischen Hauptschule am Stoppenberg in Essen sind noch bis zum 19. Mai im Kreis Höxter. Praktika sollen die Schüler hinführen zu einer kritisch-produktiven Auseinandersetzung mit der Arbeits- und Wirtschaftswelt. Als Ergänzung zu den städtischen Betriebspraktika bietet der Verein »Stadt und Land« in NRW seit 1969 zweiwöchige Landpraktika an. Der Grundgedanke ist, dass die Jugendlichen erfahren sollen, dass Landwirtschaft auch in einem Industrieland wie Nordrhein-Westfalen einen hohen Stellenwert hat.
Marvin Klimasch und Andreas Brähler sind zum ersten Mal im Kreis Höxter und genießen ihren Aufenthalt in Gehrden: »Es ist super hier«. Ihr Tag auf dem Hof von Klaus Schonlau beginnt bei den Kühen. »Die müssen gemolken und gefüttert werden«, erzählt Marvin. Besondere Freude haben die Jungen mit den jungen Kälbern - und den zwei Katzen, die auch auf dem Hof leben. Nach dem morgendlichen Melken ist auch Frühstückszeit für die beiden Jungs. Aber nach einer kleinen Pause sind sie schon wieder fleißig. »Wir machen gerade das Silo sauber«, berichtet Andreas. Später soll es gestrichen werden. Nach dem Mittagessen werden Zäune repariert, der Hof aufgeräumt oder Futter gemischt. Nach dem abendlichen Melken der 55 Kühe gegen 17 Uhr ist dann meistens Feierabend für die Essener Schüler, die sich in Gehrden schnell eingelebt haben. »Wir haben natürlich den Vorteil, dass wir zu zweit sind, aber die Familie hier ist auch toll«, freuen sich die beiden sogar über die Ruhe vor »nervenden« Brüdern daheim. »Wir hatten auch schon mal einen Jungen, der es vor lauter Heimweh nicht mehr ausgehalten hat«, erinnert sich Klaus Schonlau. Darüber macht er sich bei Marvin und Andreas allerdings keine Sorgen. Er begrüßt die Möglichkeit, jungen Leuten mit Hilfe eines Praktikums Zugang zur Landwirtschaft zu verschaffen, sie hautnah erleben zu lassen wo ihre Lebensmittel herkommen.

Artikel vom 12.05.2006