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Schon 1100
Masernfälle
gemeldet

Kritik an Behörden


Münster (dpa). In Nordrhein-Westfalen ist die größte Masernepidemie seit Einführung der Meldepflicht 2001 ausgebrochen. 1100 Menschen sind innerhalb von zehn Wochen erkrankt, 160 von ihnen kamen in eine Klinik. Das Robert Koch-Institut wirft den NRW-Gesundheitsbehörden Untätigkeit vor, die ein Fall für die Staatsanwaltschaft sei.
Kinderärzte fordern eine Impfpflicht vor der Aufnahme in Kindergärten und Schulen. Pro Woche kämen derzeit in NRW noch 100 bis 150 neue Fälle hinzu, sagte Verbandssprecher Sean Monks. »Wir haben bereits viele sehr schwere Verläufe der Masern gesehen - zwei Kinder sind an der hochgefährlichen Masernenzephalitis, einer Gehirnentzündung, erkrankt - das ist fahrlässige Körperverletzung«, sagte Prof. Heinz-Josef Schmitt, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (RKI). Die betroffenen Gesundheitsämter hätten offensichtlich nicht verhindert, dass infizierte Kinder weiter zur Schule oder in den Kindergarten gegangen seien und sich so andere anstecken konnten, meinte Schmitt.
Das Infektionsschutzgesetz (IfSG) aus dem Jahre 2001 verbiete den Besuch einer Gemeinschaftseinrichtung in einem solchen Fall ausdrücklich.
Ein Mädchen (7) aus Leverkusen leidet nach einer Maserngehirnentzündung unter schweren Folgen. Während des Klinikaufenthaltes habe das Kind nicht sprechen können. Jetzt müsse es in eine Förderschule wechseln.
Laut RKI führen 0,1 Prozent der Masernfälle zu einer akuten Gehirnentzündung. In bis zu 20 Prozent der Fälle verläuft die Masernenzephalitis tödlich.

Artikel vom 11.05.2006