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Große Hitze bringt den
Käfern den sicheren Tod

Wärmebehandlung in Höxteraner Dechanei gestartet

Von Ingo Schmitz
Höxter (WB). Todbringende Hitze herrscht in der Höxteraner Dechanei. Mit einer Wärmebehandlung wird den gescheckten Nagekäfern, die sich in dem alten Holz eingenistet haben, der Garaus gemacht. Mit dieser Maßnahme soll der Verfall des Gebäudes gestoppt werden.

Die Dechanei ist seit dem Wochenende von Innen nicht mehr wieder zu erkennen. Alle Verkleidungen sind abgenommen, die Balken sind freigelegt. Ein Gerüst steht in der Halle, und riesige Schläuche sind angebracht.
Auch von außen ist zu erkennen, dass in der Dechanei etwas Besonderes stattfindet. Auf zwei Anhängern stehen Aggregate mit großen Schornsteinen. Diese Geräte sind des Käfers Tod. »Die beiden Ölöfen bringen eine Leistung von 1000 Kilowattstunden«, verrät Christoph Diers von der Firma Innovative Restaurierungstechnik (IRT) aus Lippstadt.
Nur langsam wird mit Hilfe der Öfen, die die heiße Luft durch die Schläuche in das Gebäude blasen, die Temperatur in der Dechanei erhöht. »Das Holz will schonend behandelt werden. Wenn wir zu schnell erwärmen, kann es reißen«, erläutert Diers. Pro Stunde werden bis zu 30 000 Kubikmeter heiße, reine Luft in die Dechanei gepustet. Im jeweiligen Abschnitt wird sie über zwölf Schläuche verteilt. »Die Maximaltemperatur von 75 bis 80 Grad wird bis zu acht Stunden gehalten. So erreichen wir eine 100-prozentige Abtötung. In den vergangenen 15 Jahren hat es keine Rückfälle gegeben. Dieses ökologische Verfahren ist sicher«, betont der Chef.
Zunächst nimmt sich das Unternehmen das Untergeschoss vor. Als nächstes sind die beiden großen Dachstühle an der Reihe -Êinklusive Giebel. In etwa zweieinhalb Wochen ist die Außenbehandlung dran. Dazu ist es nötig, die Dechanei -Êwie beim Künstler Christo -Êkomplett mit einer Folie einzupacken. Das Fachwerk wird dann mit Wärme durchwirkt, um die Schädlinge abzutöten, die die Statik des Hauses gefährden.
Der gescheckte Nagekäfer geht vornehmlich in Eiche und zerfrisst das Holz derart, bis kaum noch etwas übrig bleibt. »Von außen sieht man nur drei, vier Löcher und innen ist schon nichts mehr da. Zum Glück ist der Befall in der Dechanei so früh erkannt worden, dass wir nicht entkernen oder statische Balken komplett auswechseln müssen«, stellt der Experte mit Blick auf das Schadensbild fest.
Das Unternehmen Diers ist in der Region bereits bekannt, wie der Höxteraner Architekt Albert Henne verrät. Gemeinsam haben Henne und Diers nach eigenen Angaben den Hochaltar in der evangelischen Kirche in Wehrden, den Dachstuhl der katholischen Kirche Fürstenau und die Orgelbühne der Kirche in Bonenburg erfolgreich behandelt. Auch in der Dechanei soll der Nagekäfer sich nie wieder einnisten, sagt Diers. Dazu sind aber in Zukunft regelmäßige Kontrollen erforderlich.

Artikel vom 11.05.2006