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Schwierige Fächer abgewählt

NRW-Schulgesetz: Stärkung der naturwissenschaftlichen Ausbildung


Zu dem Beirag »Seit drei Jahrzehnten stocken die Reformen an den Schulen«:
Dem Inhalt des Hintergrundberichts stimme ich im Grundsatz zu. An zwei Punkten aber sehe ich die Lage anders:
Zum einen schreiben Sie: »... dass im Zuge der zahllosen ÝReformÜ-Veranstaltungen immer mehr anspruchsvolle und deshalb bei Schülern wie Eltern als unangenehm schwierig geltende Unterrichtsfächer abgewählt werden konnten. So studierte mehr als nur eine Lehrergeneration ohne Grundkenntnisse in den Naturwissenschaften.«
Naturwissenschaften waren in der Sekundarstufe I bis Klasse 10 immer Pflicht und nicht abwählbar. In der gymnasialen Oberstufe war immer mindestens eine Naturwissenschaft durchgehend bis Ende Jahrgangsstufe 13 zu belegen. Unter bestimmten Bedingungen war eine zweite Naturwissenschaft oder Technik zusätzlich zu belegen.
Darüber hinaus hat jeder naturwissenschaftlich unterrichtende Lehrer ein Hochschulstudium in einer Naturwissenschaft erfolgreich abschließen müssen, bevor er Lehrer in Naturwissenschaften wurde. Und eingestellt wurde er nur mit sehr guten Noten! Problematischer wird es erst, wenn Lehrer wegen Fachkräftemangels fachfremd eingesetzt werden müssen. Damit ist für die nächsten Jahren besonders im Fach Informatik, aber auch im Fach Physik zu rechnen. Über ein Jahrzehnt hat die Uni Bielefeld keinen einzigen Lehrerstudenten in Physik ausbilden können, weil keine Lehrer neu eingestellt wurden! Da wird man auf Seiteneinsteiger zurückgreifen müssen, wenn der Unterricht nicht fachfremd erteilt werden soll.
Zum anderen schreiben Sie:»... dass auch 2006 trotz anderer ÝVerpackungÜ noch immer weithin dieselben falschen ÝReformÜ-Rezepte angeboten werden.«
In dem Kabinettsentwurf für das neue NRW-Schulgesetz sind statt Leistungskursen vierstündige Leistungsfächer vorgesehen, und zwar nicht mehr wählbar die Kernfächer Deutsch, Mathematik und Fremdsprache und als Profilfach wählbar eine weitere Fremdsprache oder eine Naturwissenschaft.
Das ist in meinen Augen der Abschied von gesellschaftswissenschaftlichen Leistungskursen wie Geschichte, Sozialwissenschaften und Philosophie (kein Abitur mehr mit der beliebten Leistungskurs-Kombination Deutsch und Sozialwissenschaften!) und eine Stärkung der naturwissenschaftlichen
Ausbildung.
FRED PÜHLOberstudienrat am Gymnasium in den Fächern Physik und Informatik32257 Bünde

Artikel vom 25.05.2006