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Vier Bewerber
für die erste
Fußball-Klasse

2. Liga: Ein Aufsteiger fehlt noch

Von Friedrich-Wilhelm Kröger
Cottbus (WB). Den Matchball hat immer noch Cottbus. Aber zweimal war zu wenig Energie im Spiel: 0:0 gegen Abstiegskandidat Dynamo Dresden, 0:2 bei Neuling Kickers Offenbach. Das sind nicht die Resultate, die den brandenburgischen Zweitligisten wieder zurück in die erste Liga bringen.

Alles reine Nervensache? Es sieht danach aus. Trainer Petrik Sander hat seine Mannschaft daher in Bad Saarow zusammengezogen mit dem Ziel, im Kurort die Köpfe seiner Kicker freizupusten. Aber wo immer sie sich auch aufhalten mögen, um noch einmal Abstand zu gewinnen: Die Gedanken werden schon beim Sonntag sein, wenn es gegen 1860 München um den Aufstieg geht. »Wir sind so nah dran«, sagt Trainer Sander, »wir wollen uns das jetzt auch nicht mehr nehmen lassen.«
Als Energie Cottbus von der SpVgg Greuther Fürth mit dem 1:1 den vermeintlich wertvollsten Auswärtspunkt dieser Saison entführt hatte, schien das beste Profi-Team des deutschen Fußball-Ostens Platz drei hinter dem VfL Bochum und Alemannia Aachen schon sicher in der Tasche zu haben. Fünf ihrer sechs ZählerVorsprung verspielte die Mannschaft aber in den nächsten zwei Begegnungen. Und nun haben die zögerlichen Lausitzer die Meute wieder im Nacken sitzen. Gleich hinter dem FC Energie (55 Punkte) lauern Greuther Fürth (54) und in doppelter Ausführung das Baden-land. Der Karlsruher SC und der SC Freiburg (jeweils 53) machen sich bei zwei Punkten Abstand zu Cottbus ebenfalls Hoffnungen.
Die tabellarischen Tatsachen sind einfach. Siegt Cottbus, ist für das Verfolger-Trio alles aus. Sander will, dass seine Profis die letzten Spiele abhaken und vergessen, es ist trotz aller Schwächen alles zum Feiern angerichtet: »Wir haben den Heimvorteil und wir haben es selbst in der Hand.«
Allerdings halten die Konkurrenten dies für Pfeifen im Spreewald. Sie erwarten, dass Cottbus auch in die 90 finalen Minuten mit der großen Aufstiegsflatter geht. Ob in diesem Fall die SpVgg Greuther Fürth zum Zuge kommt, ist die nächste große Frage. Das Team von Trainer Benno Möhlmann muss sein Endspiel ausgerechnet in Freiburg austragen, das sich selbst noch Chancen ausrechnet. Dass der Ex-Armine und seine Auswahl überhaupt noch einmal Anschluss gefunden haben, hat den regelmäßig oben anzutreffenden, aber bisher unaufsteigbaren Franken neuen Mut gemacht. »Wir fahren da hin, hauen Freiburg weg und steigen auf«, tönt Torschützenkönig Christian Eigler, »denn die Löwen werden uns helfen.«
Ohne bayerische Schützenhilfe läuft gar nichts, von den »Sechzigern« sind alle Wünsche und Träume in Fürth, Freiburg und beim KSC abhängig. Dessen Ausgangsposition ist dabei gar nicht einmal schlecht. Den Karlsruhern könnte aufgrund der guten Tordifferenz schon ein Unentschieden in Cottbus in die Karten spielen, wenn auch Greuther Fürth nicht siegt und das eigene Heimspiel gegen den SC Paderborn mit zwei Toren Unterschied gewonnen wird. Trainer Edmund Becker hält das für eine absolut mögliche Variante.
So streiten vier Bewerber um den letzten freien Platz in der ersten Fußballklasse, und die Vergangenheit der 2. Liga zeigte, dass die Hatz zwischen dem Gejagten und seinen Jägern zu einem Herzschlag-Endkampf führen kann, der die Teilnehmer bis an den Rand des Aushaltbaren zwingt.

Artikel vom 13.05.2006