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Einweihung vor 100 Jahren
mit Kaiserhoch

Südschule will Jubiläum groß feiern

Von Peter Monke
Brackwede (WB). Der schlichte braune Schulranzen, den Rolf Krieg in Händen hält, erinnert an längst vergangene Zeiten. »Das gute Stück stammt aus den 60er Jahren«, sagt der Leiter der Südschule und lässt die Verschlüsse der Tasche aufschnappen. Zum Vorschein kommen ein blaues Schulkleid und mehrere alte Schulbücher. Alles Exponate, mit denen die Südschule passend zum 100. Geburtstag ihre Geschichte in einer Ausstellung dokumentieren möchte.

Bislang steht das Lehrerkollegium jedoch vor einem Problem: »Wir haben viel zu wenig Ausstellungsstücke«, sagt Konrektorin Bettina Dopheid. Sie bittet deshalb alle ehemaligen Schüler um Hilfe. Ob im Keller, auf dem Dachboden oder in irgendeiner Ecke der Wohnung - benötigt wird alles, was die Geschichte der Südschule zu neuem Leben erwecken kann. Je älter, desto besser. »Eine echte Schiefertafel wäre toll, oder ein paar Holzschuhe, mit denen die Kinder früher zur Schule gegangen sind«, sagt Krieg. Alte Zeugnisse, Fotos, Zeitungsausschnitte oder Schulutensilien aller Art würden ebenfalls gerne angenommen.
Die Ausstellung soll im Rahmen des Schulfestes am Samstag, 20. Mai, eröffnet werden. Wer Exponate als Leihgabe zur Verfügung stellen möchte, kann sich ab sofort vormittags unter der Telefonnummer 0521 / 432 92 16 bei der Südschule melden. Gesucht wird außerdem nach Zeitzeugen, die der heutigen Schülergeneration zum Beispiel vom Schulalltag in den 50er Jahren berichten können. »Vom 15. bis zum 19. Mai beschäftigen sich unsere Kinder in einer Projektwoche mit der 100-jährigen Geschichte ihrer Schule, da würde ein solcher Erlebnisbericht ganz sicher ein belebendes Element darstellen«, sagt der Schulleiter.
Ihren heutigen Namen trägt die Südschule erst seit dem 5. Mai 1939, zuvor war sie als Bürgerschule für den Süden der Gemeinde Brackwede bekannt. Am 1. April 1906 wurde das Gebäude als fünfte Schule am Ort eingeweiht. Pastor Ostermann hielt die Weiherede, Lehrer Horstmann übernahm die Festrede, und Amtmann Hiboll brachte das damals übliche Kaiserhoch aus. Gestartet wurde mit zwei Lehrern, die in zwei Räumen drei Klassen mit insgesamt 171 Schülern unterrichteten.
Mit der stärkeren Besiedelung des Südwestfeldes stieg in den Folgejahren die Schülerzahl, und es wurden nach und nach weitere Lehrerstellen bewilligt. Nach dem Krieg wurde anlässlich der 800-Jahrfeier Brackwedes 1951 ein Neubau auf dem 30 000 Quadratmeter großen Gelände gegenüber der alten Schule, dem so genannten Sandbrinke, beschlossen.
Grundgedanken dieser Anlage waren die Gesunderhaltung der Kinder und die Pflege der Natur. Zu diesem Zweck wurden 6 000 Eichen, Birken, Ebereschen, Lärchen, Tannen und Kiefern sowie 4 000 Hainbuchen auf dem Gelände angepflanzt, die das Gebäude bis heute als Schulwald säumen.
Im August 1968 wurde aus der ehemaligen Volks- und evangelischen Bekenntnisschule die Gemeinschafts-Grundschule heutiger Prägung. Aktuell beherbergt die Südschule 190 Kinder, die von einem 13-köpfigen Lehrerkollegium unterrichtet werden. Es ist die einzige Brackweder Grundschule, an der jahrgangsübergreifender Unterricht in den Klassen eins und zwei praktiziert wird. »Wir liefern damit den Beweis, dass bei uns auch nach 100 Jahren Innovation immer noch groß geschrieben wird«, sagt Krieg.
Für das Jubiläum am 20. Mai haben sich Lehrer und Schüler viel vorgenommen. In der Projektwoche sollen Theaterstücke und Lieder eingeübt werden, und natürlich wird auch die Ausstellung vorab für Arbeit sorgen. Die Feierstunde startet um 11 Uhr. Das Schulfest dauert von 12 bis 16 Uhr. Dort sind dann alle Ehemaligen eingeladen, zu schauen, was aus ihrer alten Schule geworden ist.

Artikel vom 11.05.2006