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Viel Strom,
kein Geld

Verfahren eingestellt

Enger/Lübbecke (cl). »Von unserer Familie hat nie jemand Strom bezahlt in dem alten Kotten«, berichtete der 21-jährige Bernd K. freimütig vor dem Herforder Amtsgericht. Da er jetzt im Kreis Herford wohnt, wurde hier verhandelt, obwohl die Taten in Lübbecke begangen wurden.

In dem Altbau wohnten noch sein Bruder mit seinem Sohn, die Oma und der Onkel. Weil die RWE der Oma wegen unbezahlter Rechnungen schon den Strom abgestellt hatte, meldete der damals 18-Jährige einen Anschluss auf seinen Namen an. Da das Gebäude elektrisch beheizt wurde, war der Stromverbrauch entsprechend hoch. Als Bernd K. eine Kindergeld- Nachzahlung bekam, gab er seinem Onkel über 500 Euro in bar, damit dieser die Stromrechnung bezahlen konnte. Doch dieser hatte eine viel bessere Verwendung für das schöne Geld und verbrauchte es für eigene Zwecke. Folge: Der Stromerzeuger sperrte die Anschlüsse erneut.
Da es November und entsprechend kalt war, traf diese Maßnahme die Bewohner empfindlich. Doch der Onkel entfernte die Plomben und zapfte das Netz wieder an. Bernd K. hatte dabei nur die Taschenlampe gehalten. Nach zwei Monaten waren schon über 1270 Euro Gebühren aufgelaufen. Als der Kontrolleur vorbei kam, bezeichnete sich Bernd K. als Alleinschuldiger und verschwieg die Rolle seines brutalen Onkels aus Angst - er »verdankte« ihm schon einen Nasenbeinbruch. Richterin und Staatsanwältin einigten sich auf eine Verfahrenseinstellung: Der arbeitslose Angeklagte muss eine Geldbuße von 100 Euro zahlen.

Artikel vom 11.05.2006