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Von Klaus-Peter Schillig

Haller
Aspekte

Lebenselexier der Innenstadt


Marktkauf hat ein Zeichen gesetzt. Der Einzelhandelskonzern will jetzt - wie gestern exklusiv berichtet - Nägel mit Köpfen machen, um die seit Jahren schon diskutierte Erweiterung mitten in Halle endlich in die Tat umzusetzen. Die Pläne sind gezeichnet, die als Grundlage für einen Bauantrag dienen sollen, die Grundstücksverhandlungen sind so weit gediehen, dass von einem erfolgreichen Abschluss ausgegangen werden kann.
Die Haller Innenstadt muss allerdings etwas opfern. Der halbe so genannte Stadtpark wird für den Anbau und die neuen Parkplätze von Grün- in Asphaltfläche verwandelt, der schon auffällige Baukörper des Supermarktes wird noch größer. Der langfristige Gewinn aber wird eindeutig überwiegen, da sind sich Politik und Geschäftsleute schon lange einig.
Beispiel 1: Ohne den Publikums-Magneten mitten in der Stadt hätten auch die Einkaufsstraßen rundherum wesentlich weniger Publikum und damit Kunden. Wer mit dem Auto schon bis zum Marktkauf vorgedrungen ist und einen Parkplatz hat, unternimmt von hier aus auch Stippvisiten zu den Haller Fachgeschäften. Die meisten sind zu Fuß leicht zu erreichen.
Beispiel 2: Noch mehr Ware, noch mehr Fläche - das erfordert auch mehr Personal. Der Anbau werde, so kündigte Marktleiter Jost Machnik an, auch zu einer höheren Zahl von Arbeitsplätzen führen.
Beispiel 3: Mehr Kaufkraft wird in der Stadt gebunden. Wer künftig auch im Haller Marktkauf das gesamte Sortiment der Einzelhandelskette bekommen kann, muss ein paar Mal weniger nach Bielefeld fahren. Davon profitieren, wie bei Beispiel eins, ebenfalls die heimischen Einzelhändler.
Beispiel 4: Das größere Lager, so verspricht der Marktleiter, soll auch dazu führen, dass weniger Anlieferungen nötig sind - also weniger Lärm, weniger Behinderungen durch rangierende Lkw.
Marktkauf und der Eigentümer des Gebäudes als Investor haben vorgelegt, jetzt ist die öffentliche Hand gefragt, möglicherweise noch vorhandene Hürden aus dem Weg zu räumen. Das Land als Inhaber des Erbbaurechts für den Stadtpark muss sich ebenso bewegen wie die Stadt, um die Änderung des Bebauungsplanes in Abstimmung mit allen beteiligten Behörden durchzuziehen, und der Kreis, um schließlich die Baugenehmigung zu erteilen. Bisher, so lobte Jost Machnik, habe die Stadt sich sehr kooperativ verhalten. Das wird sicher auch so bleiben, auch wenn sich Bauamts-Chef Jürgen Keil gestern noch sehr zugeknöpft gab. Schließlich sucht das Rathaus schon seit Jahren mit nach Lösungen - nur waren die noch nie so konkret wie heute.

Artikel vom 11.05.2006