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»Pollen-Pracht« nervt
nicht nur Autofahrer

Allergiker leiden in diesem Jahr besonders stark

Von Peter Schelberg
Herford (HK). Autobesitzer sehen morgens mit Grausen, dass der glänzende Lack ihrer soeben gewaschenen Karossen schon wieder von einer gelben Staubschicht bedeckt ist. Hausfrauen kommen mit Fenster- und Treppenputzen kaum nach, und viele Allergiker im Herforder Land leiden bei Sonnenschein und Wind unter Pollenflug wie seit Jahren nicht mehr.

»Den betroffenen Patienten, die allergisch reagieren, geht es wirklich bescheiden. Und die Symptome sind zurzeit bei vielen sehr stark ausgeprägt«, stellt Dr. Carl Hans Biedendiek, Vorsitzender des Ärztevereins Herford, fest. Der Mediziner beobachtet außerdem, dass der hohe (Pollen-)Staubanteil in der Luft vermehrt Hustenreiz bei Menschen mit Atemwegsproblemen auslöst.
»Das, was als gelber Staub auf Autos und Balkone niedergeht, kommt vom Raps«, erläutert Burkhard Kriesten (Biologie-Zentrum Bustedt). Allergiker litten dagegen vor allem unter Birken, und auch der Gräserpollenflug beginne: »Durch den langen Winter haben wir zehn bis 14 Tage Verzug.«
Was Autobesitzer ärgert, lässt bei Autowaschbetrieben wie dem von Cornelius Raudisch an der Waltgeristraße die Kasse klingeln: »Wir haben deutlich mehr zu waschen«, bestätigt der Kraftfahrzeugmeister. Problematisch seien aber nicht die gelben Pollen, sondern aggressiver Baumharz: »Den bemerkt man eigentlich nur, wenn man den Scheibenwischer anstellt und die Scheibe völlig verschmiert oder wenn man mit den Fingern über den Lack streicht und kleine Pickelchen fühlt.« Vor allem der Harz von Nadelbäumen lasse sich nur mit Spezialmitteln beseitigen, weiß der 50-Jährige. Leider versuchten viele Autobesitzer, das Problem durch hartnäckiges Rubbeln zu beseitigen - ein folgenschwerer Fehler: »Meist entdecken sie dann anschließend, dass der empfindliche Lack matte Stellen bekommen hat oder verkratzt ist.«
Wenn die Autos mit gelbem Staub bedeckt sind, rät Raudisch: »In jedem Fall möglichst schnell waschen. Wenn der Wischer schmiert, wird's höchste Eisenbahn - dann greifen die Baumharze den Lack an.«
Um das zu vermeiden, sein Tipp: »Das Auto lieber in der prallen Sonne parken als im Schatten unter Bäumen.« Der starke Pollenflug führt die Vergänglichkeit einer Autowäsche vor Augen: »Wenn wir ein gewaschenes Auto auf den Parkplatz stellen und der Kunde kommt zwei Stunden später zum Abholen, ist schon wieder eine gelbe Schicht zu sehen - dann müssen wir nochmal mit einer Luftspritze über den Lack blasen und vorsichtig mit weichen Mikrofasertüchern nachwischen, damit es wieder glänzt...«

Artikel vom 11.05.2006