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Vorbeugung gegen Malaria & Co.

Tropenmediziner Dr. Vollnberg rät zur umfassenden Information vor Reiseantritt

Von Karin Koteras-Pietsch
Herford (HK). Die Urlaubszeit ist für die meisten Menschen unbestritten die schönste Zeit im Jahr. Zu den Höhepunkten unter den Zielen zählen ferne Länder. Arglos oder im Vertrauen auf eine Medizin, die heute fast alles heilen kann, besteigen manche Reisende das Flugzeug. Ein Fehler, der fatale Folgen haben kann. Damit dem Urlaub nicht der Albtraum folgt, sollte der Reisende sich gründlich informieren, rät Dr. Heinz Vollnberg, Facharzt unter anderem für Tropen- und Reisemedizin am Klinikum Herford.

Vieles so der Mediziner, ließe sich durch vorbeugende Maßnahmen verhindern. Dazu gehören einfache, doch hoch wirksame Verhaltensweisen, manchmal vorbeugende Medikamente und auch Impfungen. Geplante Aktivitäten, die Reisezeit, die Reisedauer, die eigene Gesundheit, Kinder als Mitreisende, eine mögliche Schwangerschaft bei Frauen und vieles mehr sei zu berücksichtigen. »Mit einem kurzen Besuch beim Arzt und einer Impfung vor Reiseantritt ist es nicht getan«, sagt Dr. Vollnberg. Ganz wichtig sei die umfassende Information.
Bei einer Reise beispielsweise in die Tropen betritt man einen biologisch fremden Lebensraum. Das betrifft nicht nur Klima, Vegetation oder Tierwelt. »Eine Bedrohung stellen auch Krankheitserreger dar, die es bei uns schon aufgrund klimatischer Unterschiede nicht gibt. Auch kommen in den Tropen Krankheitserreger vor, die hier sehr selten geworden sind, nicht zuletzt wegen unseres Hygieneverhaltens und der Erfolge unserer öffentlichen Gesundheitsvorsorge«, erläutert der Tropen-Mediziner weiter.
»Es gibt keine Medikamente«, so Dr. Vollnberg, »die zugleich gegen alle Erreger wirken. Zur Diagnose vor Behandlungsbeginn gehören spezielle klinisch-infektiologische Erfahrungen, Vorgehensweisen und Untersuchungstechniken.
Im Falle einer Erkrankung in der Ferne ist es für den Urlauber schwer, einen für ihn geeigneten Arzt zu finden. »Man sollte dort hingehen, wo anzunehmen ist, dass dort Erfahrungen mit Europäern oder Ausländern bestehen. Der Arzt im fernen Land darf nicht übersehen, dass der Fremde im Falle einer Infektion eine ganz andere immunologische Erfahrung mitbringt, als der Einheimische«, sagt Dr. Vollnberg, der selbst lange Zeit als Arzt in Afrika tätig war.
In den Malaria-Ländern können einheimische ständig Malariaparasiten in der Blutbahn haben und sind nicht krank, der Europäer, der noch nie eine durchgemacht hat, schwebt hingegen in Lebensgefahr. Dabei muss der Arzt genau wissen, welche Malariaform vorliegt, nur dann kann er richtig behandeln. Weit weg von der Zivilisation kann die Arztsuche sehr schwierig sein.
Es gibt gutartige Malaria-Erkrankungen, aber auch die tropische lebensgefährliche. Das Übertragungsrisiko ist von Land zu Land unterschiedlich und variiert auch innerhalb eines Landes stark. Informationen hierüber und über geeignete Schutzmaßnahme vor Reiseantritt sind unerlässlich. Von Experten wird für gefährdete Regionen der Schutz durch Medikamente empfohlen. Bei Reisen in Länder mit niedrigem Risiko reiche es aus, sich durch Kleidung oder Mückenschutzmittel wie Autan vor einem Stich der Anopheles-Mücke zu schützen.
Gegen viele der Infektionen wie Gelbfieber, Hepatitis A und B, Typhus, Meningokokken-Meningitis, Japanische Encephalitis, Cholera und Tollwut gibt es Impfungen. Gegen andere wie Dengue-Fieber, Chikungunya, Zeckenbissfieber, um nur ein kleines Spektrum zu nennen, aber nicht.
Dengue und Chikungunya sind mückenübertragende schwer beeinträchtigende Virusinfektionen. »Beide Krankheitsbilder beenden sich trotz des schweren Verlaufs zum Glück meist selbst«, kann Dr. Vollnberg beruhigen. Schutzmaßnahmen und die Notwendigkeit sollten vor Reiseantritt besprochen werden.
Eine Impfung wird auch zum Schutz gegen Meningitis (Hirnhautentzündung) empfohlen, die in nahezu allen Ländern der Welt vorkommt, besonders in tropischen und subtropischen Ländern wie zum Beispiel Westafrika oder Brasilien.
Die weitaus häufigste Reisekrankheit ist der Reisedurchfall, der etwa drei und einen halben Tag andauert. Zur Vorbeugung gilt: »Gegessen oder getrunken werden darf alles, was gut durchgekocht, -gebraten oder -gegrillt ist. Das schützt vor Infektionen«, rät Dr. Vollnberg. Obst sollte geschält und dann unverzüglich gegessen werden.
Die Gefahr, eine Infektionskrankheit als Reisesouvenir mit nach Hause zu bringen, ist größer als viele Reisende denken. Für einen unbeschwerten Urlaub und eine gesunde Zeit danach ist die Information vor Reiseantritt daher von größter Bedeutung.
Wer mehr über die Vorsorge wissen möchte, kann sich an Dr. med. Heinz Vollnberg, Facharzt für Innere Medizin/Tropenmedizin, Infektiologe (DGI), Reisemedizin (DTG), in der Tropenmedizinischen Ambulanz am Klinikum Herford wenden: % 0 52 21/94 12 86.

Artikel vom 10.05.2006