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Spargel fest in Polen-Hand

Erst 92 deutsche Saisonarbeiter - Agentur hofft auf Erdbeerernte

Von Bernd Bexte
Herford (HK). Den kostbaren Spargel vertrauen heimische Anbaubetriebe mehrheitlich nur ihren erfahrenen Erntehelfern aus Polen an. Daran ändert auch die von der Regierung vorgegebene Quote von zehn Prozent deutscher Arbeitsloser in der Saisonarbeit wenig.

Durch verstärkten Maschineneinsatz sowie noch höhere Produktivität der lang erprobten Erntehelfer (5,17 Euro Tariflohn) umgehen Landwirte die Quotenvorgabe. Denn wer von den insgesamt 25 Betrieben in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke sein Stellenkontingent im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent reduziert, muss keinen deutschen Arbeitslosen einstellen. Kleinbetriebe bis vier Beschäftigte fallen eh nicht unter diese Regelung. »Für die Spargelernte brauchen wir sehr zuverlässige Leute. Wir arbeiten sieben Tage in der Woche. Das ist eine harte und zugleich nicht einfache Arbeit«, erklärt Spargelbauer Cornelius von Laer, für den derzeit 30 Helfer auf Feldern in der Senne Spargel stechen - alle aus Osteuropa.
Mitten in der Saison sind derzeit 92 deutsche Arbeitslose als Erntehelfer in den beiden Kreisen beschäftigt. 70 wurden von der Arbeitsagentur vermittelt, die übrigen von den Hartz IV-Behörden. 230 bis 250 Arbeitslose sollten es laut Vorgabe für den Agenturbezirk Herford in diesem Jahr sein. Agentur-Chef Thomas Richter ist dennoch »verhalten optimistisch«, dass diese Zahl erreicht wird. »Der nächste Schub kommt mit der Erdbeerernte, dann könnte es klappen.« Diese Hoffnung ist nicht ganz unbegründet. »Bei der Erdbeerernte sind wir flexibler. Da werde ich auch fünf bis zehn deutsche Arbeitslose einstellen«, sagt von Laer.
Richter ist aber auch mit der bisher erreichten Zahl zufrieden. Schließlich gründe die Vermittlung auf Freiwilligkeit. »Jemanden zur Erntearbeit zu zwingen, bringt nichts.« Jeder Arbeitslose jedoch, der auf heimischen Feldern Spargel steche oder Erdbeeren pflücke, entlaste nicht nur die Sozialkassen und damit Steuer- und Beitragszahler. »Wer diese harte Arbeit aufnimmt, zeigt Bereitschaft, sich für einen Job wirklich reinzuhängen. So etwas kann sich bei einer späteren Bewerbung auszahlen.«
Werde die angestrebte Zehn-Prozent-Quote nicht erreicht, werden übrigens nicht automatisch Sanktionen verhängt. »Aber es werden sicherlich Vergleiche zu anderen Agenturen angestellt und daraus möglicherweise Konsequenzen gezogen.« Er betont jedoch: »Wir müssen nicht strikt zehn Prozent vermitteln. Wenn die Betriebe ihre Belegschaft um mindestens 20 Prozent reduzieren, sind uns die Hände gebunden.«

Artikel vom 10.05.2006