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Die Kolumne Stadtgespräch erscheint mittwochs in dieser Zeitung.

Stadt
Gespräch

40 Jahre am »Katzentisch« (171. Folge): Pader als unsere »Lebenslinie«


Das ist jetzt die Zeit, dass sich der Paderborner wieder über das grüne Herz der Innenstadt freut und Besucher gern hinführt zum Paderquellgebiet. Unterhalb von Dom und Abdinghof speisen an die 200 Quellen fünf Arme der Pader. Deutschlands kürzester Fluss strömt Richtung Schloß Neuhaus, fließt dort in die Lippe und eröffnet am Ufer einen Spazierweg durchs Padertal bis in den Park des früheren fürstbischöflichen Schlosses in Neuhaus.
Das Paderquellgebiet jetzigen Zuschnitts ist gerade gut 55 Jahre alt. Aber Bodenfunde und Überlieferungen haben deutlich gemacht, dass hier schon in vorchristlicher Zeit Siedlungen bestanden. Paderborn liegt im südöstlichen Zipfel der Münsterschen Bucht. Im Süden und Südosten der Stadt steigen Straßen und Gelände auf Ausläufern von Teutoburger Wald, Eggegebirge und Haarstrang sanft an.
Unterirdisch fließt Wasser bis Paderborn. Undurchlässiger Emscher Mergel drückt das saubere Wasser nach oben. Nach den Quellbecken bilden sich die fünf Arme von Wasch-, Damm-, Börne-, Rothoborn- und Dielenpader. Schon nach gut 100 Metern trieb dieses Paderwasser Getreidemühlen der Fürstbischöfe. 1807 wurden sie unter König Jerome enteignet und meistbietend an Paderborner Bürger verkauft.
Das neue Paderquellgebiet entstand nach Plänen von Landesrat Niemeyer, der 1946 als erster Fachmann Vorschläge zum Wiederaufbau und zur Neuordnung der durch Bomben zerstörten Innenstadt machte. Das westliche Paderquellgebiet war im Laufe der Jahrhunderte zwischen Marienstraße und Kisau zugebaut worden. Parallel zur Dammpader wurde in den 30er Jahren ein hoher Wall errichtet mit Zuschauerrängen für die Freilichtbühne vor der »Wasserkunst«.
Die Stadtplaner nutzten nach 1945 die Chance, an den Quellen der Pader ein Naturparkgebiet zu planen, wie man es kaum wiederfindet. In einem schwierigen Umlegungsverfahren kamen die Grundstücke in den Besitz der Stadt. Auf den 30000 Quadratmetern wurden 5000 Kubikmeter Gebäudereste und 2000 Kubikmeter Erdmassen bewegt. Als einziges markantes Gebäude wurde das 1563 an der Bachstraße erbaute alte Brauhaus erhalten, auch heute noch eine gute Adresse als Hotel und Gaststätte mit Panoramablick über das Quellgebiet.
Stadtoberbaurat Wilhelm Schmidt, der 1952 das Stadthaus am Abdinghof plante, zog vor 50 Jahren eine erste Bilanz über das neue Quellgebiet und die Anlagen unterhalb des Domes mit dem Geißelschen Garten und ergänzte: »Nicht nur die beiden Quellgebiete, sondern der gesamte Flussraum der Pader ist planungsmäßig als Grünfläche behandelt worden. Zug um Zug geht jetzt die Ausgestaltung als Park-, Wald- und Sportplatzanlagen oder als große Wald- und Wiesenflächen ihrer endgültigen Vollendung entgegen.«
Die Planer hatten eine reizvolle Möglichkeit verwirklicht. Aus dem Paderquellgebiet, der grünen Lunge am Herzen der Stadt, waren entlang der Pader über Inselspitzenweg, am Maspernplatz vorbei und durch die Paderaue Sportplätze das Inselbad, die Ottilienquelle, der Schützenplatz, der Zoo und die Fischteiche (Ausflug und Kahnen) zu erreichen. Ein Traum wurde wahr.
Ein weiterer Wunsch ging in Erfüllung. Der Fußweg entlang der Pader zwischen Neuhäuser Straße und Fürstenallee führt zum großen Padersee, den wir den Dammaufschüttungen von Nixdorf-Ring und neuer Bundesstraße 1 verdanken. Weiter geht es in den südlichen Bereich der Landesgartenschau 1994 oder durch Alt-Neuhaus direkt in den herrlichen Park des bald 750-jährigen Schlosses. Paderborns Kernstadt und der schmucke Stadtteil sind zusammengewachsen, nicht nur durch Straßen. Die Verbindung stellt die Pader mit ihren angenehmen Ufer-Eigenschaften als Paderborner Lebenslinie dar.
Nutzen wir den kommenden Muttertag zum Genuss unserer Pader von der Quelle bis zur vier Kilometer entfernten Mündung! Georg Vockel

Artikel vom 10.05.2006