10.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kinder vor dem sexuellem
Missbrauch schützen

Stück »Mein Körper gehört mir« gibt Tipps

Stemwede-Wehdem (krü). »Mein Körper gehört mir« - So lautet der Titel des neuen Stücks der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück, das in den nächsten Wochen für die Dritt- und Viertklässler der Grundschulen Levern und Westrup aufgeführt wird. Doch was verbirgt sich hinter diesem Titel?

Diese Frage sollte zuerst einmal in Form einer Präsentation für die Eltern geklärt werden. »Laut Statistik werden jedes Jahr 15 000 Fälle von sexuellem Missbrauch an Kindern zur Anzeige gebracht, das sind für den Kreis Minden-Lübbecke 25 Anzeigen und für die Gemeinde Stemwede zwei. Wenn man davon ausgeht, dass in einer Klasse 30 Kinder sind, wird statistisch gesehen also pro Jahr ein Kind dieser Klasse missbraucht.« Mit diesen schockierenden Fakten leitete Birgit Thinnes vom Kommissariat Vorbeugung der Polizei Minden-Lübbecke die Veranstaltung in der Wehdemer Begegnungsstätte ein.
Dann betraten Stefan Bruns und Sabine Joost die Bühne. Die Schauspieler der Theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück machten den Eltern zuerst deutlich, wie wichtig es sei, Kinder frühzeitig mit dem Thema Missbrauch zu konfrontieren und sie stark zu machen, denn Aufklärung sei der beste Weg der Prävention, hieß es.
Dabei sollten die Eltern den Mut zeigen, auch unbequeme Fragen mit ihren Kindern zu besprechen. »Wichtig ist auch, das ÝBauchgefühlÜ der Kinder zu stärken«, so Sabine Joost. Dieses Bauchgefühl sein besonders wichtig, um Gefahren einschätzen zu können und einen eventuellen Missbrauch zu verhindern.
»Mein Körper gehört mir« solle den Eltern bei ihrer Aufklärungsarbeit eine Hilfe sein. Da es sich um ein interaktives Stück handelt, wurden die anwesenden Eltern bei der Präsentation dazu aufgefordert, sich in das Alter ihrer Kinder zurückzuversetzen und mitzumachen. Nun näherten sich die Schauspieler, natürlich in kindgerechter Sprache und Form, in mehreren Szenen dem Thema »Sexueller Missbrauch« an. Es begann mit der Frage nach dem »Ja-Gefühl«, also einer angenehmen Situation wie dem Haare bürsten, und dem »Nein-Gefühl«, einer unangenehmen Situation wie einer Berührung durch einen Fremden.
In verschiedenen nachgestellten Szenen, zum Beispiel im Bus, auf dem Schulhof oder auch beim Spielen, wurde deutlich, dass man bei einem »Nein-Gefühl« den Mut aufbringen sollte, auch »Nein« zu sagen, denn wie der Name des Stückes schon sagt, gehört ihr Körper nur den Kindern allein und niemand hat ein Recht darauf, ihn anzufassen oder zu missbrauchen.
Durch Fragen wurden die Eltern aufgefordert, sich vorzustellen, was ihre Kinder tun würden, wenn sie ein Fremder oder aber auch eine bekannte oder verwandte Person anfassen oder bedrängen würde. Dabei wurde ziemlich schnell klar, dass es wichtig ist, den Kindern zu glauben und ihnen klar zu machen, dass nicht sie die Schuld an einem Missbrauch haben.
Als wichtige Hilfe werden den Kindern im Stück drei Fragen mit auf den Weg gegeben: Habe ich ein »Ja-Gefühl«, weiß jemand, wo ich bin und kann ich im Notfall Hilfe bekommen?
Erst wenn die Kinder alle Fragen mit »ja« beantworten könnten, sollten sie sich in einer unsicheren Situation dazu entscheiden, mit einer Person mitzugehen, so die Theaterpädagogen. Nach der Präsentation zeigten sich die Eltern sichtlich begeistert. Das Theaterprojekt wird von der Sparkasse Minden-Lübbecke gesponsort und in drei Teilen für jede einzelne dritte und vierte Klasse in den Grundschulen Westrup und Levern aufgeführt.

Artikel vom 10.05.2006