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Beispielhaftes Pilotprojekt

Interkommunales Gewerbegebiet Borgholzhausen/Versmold

Von Katrin Niehaus
Borgholzhausen/Versmold (WB). Für die einen ist es das größte Gewerbeareal ihrer Geschichte, für die anderen das größte Bauvorhaben. Borgholzhausen und Versmold, zwei Städte im Kreis Gütersloh, »bewirtschaften« gemeinsam das neue 72,5 Hektar große interkommunale Gewerbegebiet direkt an der A 33 in Borgholzhausen. Das erste Unternehmen, das dort baut, ist Kraftverkehr Nagel.

Der Logistiker ist Deutschlands Marktführer für den Transport von temperatursensiblen Lebensmitteln und hat seinen Stammsitz in Versmold. Doch dort ist es Kraftverkehr Nagel zu eng geworden. Das europaweit tätige Unternehmen, das 2005 erstmals die Milliarden-Umsatz-Grenze knackte und Zweigstellen in vielen Ländern hat, will im Herbst umziehen. Im interkommunalen Gewerbegebiet entsteht ein riesiges Logistikzentrum (siehe Kasten). Mit dem Tiefbau wurde im Herbst 2005 begonnen. Seit wenigen Wochen sind die Hochbauer am Werk.
Ihr bisher größtes Projekt haben die Städte Borgholzhausen und Versmold bereits vor einigen Jahren ins Rollen gebracht. Anfang 2000 fassten die beiden Stadträte den Grundsatzbeschluss und leiteten die notwendige Gebietsentwicklungsplan-Änderung in die Wege. Im selben Jahr wurde ein gemeinsamer Zweckverband gegründet, dessen Vorsteher der Borgholzhausener Bürgermeister Klemens Keller ist. Sein Versmolder Amtskollege Thorsten Klute leitet die Zweckverbandsversammlung.
»Eine einzelne Stadt hätte ein so großes Gewerbegebiet nicht realisieren können. Die Bezirksregierung hätte das nicht genehmigt, da mit Grund und Boden sehr sparsam umgegangen werden soll. Wir haben uns deshalb zusammengetan«, erklärt Klemens Keller. Inzwischen gelte das Gewerbegebiet Borgholzhausen/Versmold, was Planung, Entwicklung und Umsetzung angehe, als beispielhaftes Pilotprojekt im Regierungsbezirk Detmold. Der Verbandsvorsteher: »Wegen der guten Verkehrsanbindung ist es eine 1a-Lage - natürlich unter der Prämisse, dass die A 33 eines Tages durchgebaut wird.«
Das Areal nordöstlich der Autobahnabfahrt Borgholzhausen wird in zwei Teilabschnitten verwirklicht. Insgesamt sollen dort in einigen Jahren 50 Hektar für die Gewerbenutzung zur Verfügung stehen. 22,5 Hektar der Fläche sind für Kompensationsmaßnahmen vorgesehen.
Kraftverkehr Nagel errichtet seinen Neubau im ersten Bauabschnitt und hat 13 der 19,3 Hektar Netto-Bauland erworben. Dort gibt es zudem Ansiedlungspläne eines Autohauses, eines Tankstellen-Betreibers sowie einer Fastfood-Kette.
Der Zweckverband bietet derzeit erschlossene Flächen für 34 Euro pro Quadratmeter an. 2,5 Millionen Euro sind im laufenden Jahr für den Kauf weiterer Grundstücke im zweiten Bauabschnitt eingeplant. »Zunächst sind wir beim Grundstückserwerb auf erhebliche Widerstände gestoßen. Im zweiten Abschnitt läuft es jetzt besser«, sagt der Borgholzhausener Bürgermeister.
Auch in der Politik sei das Projekt zu Anfang nicht nur auf Begeisterung gestoßen, obwohl es um die Verbesserung der wirtschaftlichen Lage der Städte und um die Schaffung neuer Arbeitsplätze gehe. Klemens Keller: »Es ist der einzige vernünftige Weg, die wirtschaftliche Basis einer Kommune deutlich zu stärken. Mit der interkommunalen Zusammenarbeit haben wir bisher nur gute Erfahrungen gemacht und möchten sie auch in Zukunft weiter ausbauen.«

Artikel vom 18.05.2006