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Döbereiners
zündende Idee

Folge 4: ein Feuerzeug mit Historie

Herford (HK). So manche Überraschung hält das Magazin des städtischen Museums bereit. In der vierten Folge der Serie »Museum von A-Z« (Buchstabe D) steht das Döbereinersche Platinfeuerzeug im Mittelpunkt.
Dieses Feuerzeug ist das am häufigsten gebrauchte Feuerzeug im 19. Jahrhundert. Es beruht auf einer Entdeckung des Chemikers Johann Wolfgang Döbereiner aus dem Jahr 1823: Platin kann bei Raumtemperatur Wasserstoff entzünden. Dies Forschungsergebnis hilft heute bei der Reinhaltung der Luft. Die katalytische Wirkung des Platins findet nämlich Verwendung in Autokatalysatoren. Unser Sammlungsstück ist also zunächst ein Dokument der Wissenschaftsgeschichte, erst dann von stadtgeschichtlichem Wert.
In dem nach unten offenen Glastrichter im Inneren des Glasgefäßes hängt ein Stück Zink. Es reagiert mit der in den Glasbehälter gefüllten verdünnten Schwefelsäure. Wasserstoff entsteht und verdrängt die Schwefelsäure aus dem inneren Glastrichter. Der Trichter ist fest mit dem Deckel aus Messing verbunden, auf dem sich der Gashahn befindet. Öffnet man den Hahn durch Niederdrücken, tritt Wasserstoff aus und wird durch die Düse in Richtung auf die Halterung mit dem Platinschwamm gelenkt. Der Wasserstoff entzündet sich und entflammt das brennbare Material in dem kleinen Behälter zwischen Platinschwamm und Gasdüse. Im Inneren der »Döbereinerschen Platina-Zündmaschine« - so eine Bezeichnung aus dem Jahr 1835 - strömt an Stelle des entwichenen Wasserstoffes erneut Schwefelsäure in den Glastrichter und die chemische Reaktion startet von Neuem. Die regelmäßige Wiederbefüllung mit Schwefelsäure war aufwendig und nicht ganz ungefährlich. Das Feuerzeug war deshalb kostspielig. Weitaus öfter entfachten die Menschen Feuer durch Feuerschlagen sowie mit Zündhölzern. Am häufigsten unter den zu Tausenden hergestellten Platinfeuerzeugen waren die aus durchsichtigem Glas. Es gab aber auch solche aus blauen und roten Glas, aus Porzellan oder aus Metall. Diese waren die teuersten Exemplare. Unser Exemplar dokumentiert also eher den Alltag eines besser gestellten Herforder Haushalts.Sonja Langkafel

Artikel vom 09.05.2006