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Orgelvirtuosen
führen in die
Vorklassik-Welt

Beschwingtes Konzert in der Kirche

Von Gustav-Adolf Lent
(Text und Foto)
Brackwede (WB). Orgelmusik muss nicht immer feierlich und pompös klingen. Dass sie durchaus unterhaltsam und beschwingt daherkommen kann, bewiesen die Organisten Adam Lenart und Lea Marie Lohmeyer in einem leider nur spärlich besuchten Konzert in der evangelischen Bartholomäus-Kirche Brackwede.

Das außergewöhnliche Programm, das vorwiegend aus Bearbeitungen für vierhändige Orgel bestand, führte den Hörer in die Welt der Vorklassik (Johann Sebastian Bachs Söhne) und zu Wolfgang Amadeus Mozart. Obwohl dieser einmal die Orgel als sein Lieblingsinstrument bezeichnete, führte dieses Instrument zu der Zeit ein Schattendasein. So erklang von den wenigen Original-Orgelwerken Mozarts die »Fantasie in f-moll« (KV 608), deren technische Kompliziertheit Adam Lenarts ganzes pianistisches Können erforderte. Bereits vor einiger Zeit brillierte Lenart, der sich wie seine Partnerin Lea Marie Lohmeyer auf die A-Kirchenmusikerprüfung in Detmold vorbereitet, in einem Konzert an der Rowan-West-Orgel.
Im zweiten Orgelsolowerk gestaltete Lea Marie Lohmeyer die »Sonate IV a-moll« (Wq 70/4) von Carl Philipp Emanuel Bach, dem Cembalisten am Hofe Friedrichs des Großen. In einer beeindruckenden künstlerischen Umsetzung überzeugte die Organistin durch geschickte Registrierung und manuelles Können in den knappen Sonatensätzen.
Die übrigen Orgelbearbeitungen, zumeist aus der Feder des Orgelprofessors Weinberger aus Detmold, erforderten vier Hände, die wechselweise auf den vier Manualen der Orgel ihren Part spielten: So bei der »Sonate C-Dur« von Johann Christoph Friedrich Bach (dem Bückeburger Bach), der gleichzeitig auch die Vorlage zur »Sonate F-Dur op.18/4« von Johann Christian Bach (dem Londoner Bach) gab. Hier werden jedoch die Grenzen des statischen Orgelklanges hörbar, verlangt die heitere Klassik doch nach einem überwiegend dynamischen Klang, der Empfindungen besser ausdrückt. Es ist jedoch das Verdienst der beiden herausragenden Musiker, mit ihrer unbändigen Spielfreude und farbigen Registrierungen einen heiteren Gesamteindruck an diesem sonnigen Frühlingsabend bei den Hörern erweckt zu haben. So stand auch am Ende des Konzertes mit dem »Andante mit Variationen« (KV 501) noch einmal der schelmische Mozart mit seiner Freude am musikalischen Fabulieren auf dem Programm. Der Applaus des Publikums drückte den Dank für einen heiteren Orgelabend mit zwei Musikern aus, denen man eine hoffnungsvolle musikalische Zukunft wünschen kann.

Artikel vom 11.05.2006