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Der Genuss kostet viel Arbeit

Kinder lernen beim Heimatverein den Kartoffelanbau kennen

Verl (db). »Puh, das macht ganz schön viel Arbeit!« Wie viel Kraft der Kartoffelanbau ihre Urgroßeltern gekostet haben muss, konnten jetzt acht Kinder am eigenen Leib erfahren. Die Mädchen und Jungen nahmen am Samstag an einer Kartoffelpflanzaktion des Verler Heimatvereins teil.

In Zusammenarbeit mit Landwirt Heinz Sudhoff, der ein kleines Stück Land auf seinem Ewershof bereitstellt, wollen Christa Klotz und Michael Schwan mit ihrer Aktion den Kindern von heute einen bewussten Umgang mit der Natur näher bringen. »Vor noch etwa zehn Jahren hatte fast jeder Haushalt einen Gemüsegarten, so dass die Kinder Kontakt mit der Gewinnung und Bearbeitung von verschiedenem Gemüse oder Obst hatten«, meinte Christa Klotz. Heute seien die Gärten jedoch kleiner und diese Erfahrung fehle.
Bevor es mit Maßband und Pfahl bewaffnet losging, um das Feld abzumessen, ging es erst einmal theoretisch um die Kartoffel. Ob Chips, Bratkartoffeln, Salzkartoffeln oder anderes: Was man aus den gesunden Knollen alles herausholen kann, wussten die Kinder bereits. Doch wann und wie genau gelangte die Kartoffel nach Deutschland? In einem knappen historischen Rückblick erzählte Christa Klotz den Mädchen und Jungen von Südamerika, der Heimat der Knolle, und von Friedrich dem Großen, der Mitte des 18. Jahrhunderts durch den so genannten »Kartoffel-Befehl« seinen hungernden Untertanen gezeigt hatte, dass nicht etwa die grüne Beere, sondern vielmehr der verdickte Stängelausläufer unter der Erde genießbar sei.
Mit tatkräftiger Unterstützung von Landschaftsbauer Michael Schwan legten die Kinder dann mit der traditionellen Handanpflanzung los: Zuerst wurden in einem Abstand von 30 Zentimetern etwa zehn Zentimeter tiefe Löcher gegraben, dann die Pflanzkartoffeln hinein gelegt und die Löcher wieder zugeschüttet. Bei einer Feldgröße von 100 Quadratmetern heißt das: Ganz schön viel Arbeit! Doch mit der Hilfe von Heinz Sudhoff und seiner Frau Hildegard Fressmann-Sudhoff meisterten die Kinder ihre Aufgabe relativ schnell.
Das Ehepaar Sudhoff hatte das Feld für die Aktion bereits vorbereitet. Außerdem präsentierte Heinz Sudhoff den Kindern noch eine alte Kartoffelpflanzmaschine, das so genannte »Vielfachgerät«. Gezogen von einem Pferd oder später einem Traktor hatte diese Maschine den Landwirten bis in die 50er Jahre die mühselige Arbeit ein bisschen erleichtert.
Die Kartoffelpflanzaktion soll an jedem ersten Samstag im Monat bis zur voraussichtlichen Ernte im September fortgesetzt werden. Bis dahin stehen noch Arbeiten wie Unkrautbekämpfung oder die Anhäufung, eine Art Dammbau um die aus der Erde ragende Kartoffel, an. Der Heimatverein Verl lädt alle weiteren Familien mit Kindern herzlich ein, sich der Aktion anzuschließen.

Artikel vom 09.05.2006