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Der 200 Kubik-Motor klingt
noch wie vor 52 Jahren

Adler MB 200 bekommt in Halle sein »Gnadenbrot«

Halle (pes). Die 11,4 PS bringen die 145 Kilogramm schwere Maschine auf eine Spitze von 105 Stundenkilometer. Ganz schön schnell für einen 52 Jahre alten Veteranen, der jetzt beim Haller Motorrad-Sammler Wolfgang Linnert gelandet ist.

Mehr als 50 Jahre hat die »Adler MB 200« bei einem inzwischen verstorbenen Bundesbahn-Obersekretär in Bielefeld-Jöllenbeck Dienst getan. Der hat sie in den ersten Jahren häufig, zuletzt aber kaum noch gefahren, dafür aber top gepflegt. »Alle Teile sind noch original«, schwärmt Linnert, der in Bielefeld arbeitet und deshalb über einen Bekannten an das zweirädrige Schätzchen geraten ist. Das Taubenblau der Kotflügel ist zwar im Laufe der Jahrzehnte an einigen Stellen etwas stumpf geworden, hier und da sind Gebrauchsspuren zu erkennen - aber eine grundlegende Restaurierung sei gar nicht nötig, freut sich der Sammler, dass er gleich aufsteigen und losfahren kann. Die Patina der 50 Jahre will er lassen. Lediglich ein paar verchromte Teile mit Roststellen sollen noch aufgearbeitet werden.
65 000 Kilometer hat die 200-Kubik-Maschine mit dem Zwei-Zylinder-Twin-Motor auf dem Buckel. Und das Aggregat klingt noch wie am ersten Tag im Jahr 1954, als das Motorrad die Halle der Adler-Werke in Frankfurt verlassen hat. Bis 1907 waren hier zum ersten Mal Motorräder gebaut worden, dann wurden lediglich Fahrräder mit Hilfsmotor, Autos und Rüstungsgüter produziert. Erst nach dem Krieg wurde wieder ein Motorrad auf den Markt gebracht - mit nur 60 Kubikzentimeter Hubraum.
Daraus wurde dann 1949 die Adler M 100 entwickelt, 1951 kam die doppelt so starke M 200 entwickelt - die Vorgängerin der aus Jöllenbecker Beständen stammende MB 200.
Die wird in den Garagen von Wolfgang Linnert einen standesgemäßen Lebensabend verbringen. Die gute Betreuung erstreckt sich mittlerweile auf 13 mehr oder weniger historische Maschinen - von der BMW über Horex, Triumph, Moto-Guzzi bis hin zu Yamaha.

Artikel vom 09.05.2006