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Großer Andrang bei Recyclingbörse

Beim Sammeltermin in Mennighüffen kommt vieles zusammen: Vom Kaffeeservice bis zum Monitor

Von Claus Brand (Texte und Fotos)
Löhne-Mennighüffen (LZ). In zehn Minuten soll der Lkw der Recycling-Börse auf den Parkplatz am alten Sportplatz in Mennighüffen rollen. Jutta Buder aus Ostscheid und ihre siebenjährige Tochter Helen laden bereits fleißig aus dem Kofferraum aus.

Vom Videorekorder bis zu Untertellern für ausrangierte Kaffeetassen: Es ist eine bunte Mischung, die sie am von der Recyclingbörse angesteuerten Sammelpunkt übergeben wollen. Kostenlos. Eine Viertel Stunde später haben sich um die zehn Bürger mit beladenem Pkw am Glockenbrink eingefunden, die das Angebot nutzen.
»Gleich zu Beginn und ab 16.30 Uhr, nach Feierabend, ist der Andrang am größten«, erklärt Eckhardt Beeken, Betriebsleiter der Recyclingbörse Löhne. Hinter ihm reicht ein Kunde nach dem anderen Elektro-Kleingeräte, Textilien oder Haushaltswaren Yilmaz Ibrahim und Rostistlaw Dück. Sie stehen auf der Ladebühne des 7,5-Tonnen-Lkw mit dem Schriftzug der Börse. »Ich nutze das Angebot regelmäßig«, sagt Heidi Schmidt aus Löhne-Bahnhof, die dieses Mal unter anderem einen Kassettenrekorder mitgebracht hat. Neben ihr steht Gertrud Schwarze aus Mennighüffen. Sie ist froh, einen alten Rasierer ihres Mannes und einen Videorekorder abgeben zu können.
»Wir nehmen hier nicht alles an, aber vieles«, sagt der 43-jährige Betriebsleiter. Die Zentrale der Börse ist in Herford. »Je nach Vertrag mit der Kommune variieren die Annahmeregelungen leicht«, berichtet er. »Matratzen. Da haben wir kein Interesse«, verkündet er. »Aus hygienischen Gründen.« Verweigert wird auch die Annahme von Nachtspeicheröfen, Bleibatterien, Verbrennungsmotoren, Leuchtstoffröhren und Energiesparlampen. »Nehmen Sie auch den Feuerlöscher?« Ein Rentner hält Yilmaz Ibrahim das rote Gerät entgegen. Ratlosigkeit im ersten Moment. »Versuchen sie es mal bei der Feuerwehr«, empfiehlt der Mitarbeiter der Recycling-Börse und erntet zustimmendes Kopfnicken von seinem Chef. »Im Zweifelsfall kann auch das Umweltamt genaue Auskunft geben.«
Immer wieder und zuletzt Mitte März im großen Stil gibt es gesetzliche Neuregelungen im Entsorgungsbereich, die die Recyclingbörse betreffen. Beeken erklärt: »Das auf einer zunehmenden Zahl von Haushaltsgeräten abgebildete Symbol der durchgestrichenen Abfalltonne verdeutlicht es: Seit 24. März sind größere Elektrogeräte getrennt zu sammeln und dürfen weder über den Hausmüll noch auf andere Weise entsorgt werden.« Das gelte nicht nur für Waschmaschinen, Herde und Trockner, sondern auch für Kühlschränke und -truhen. In Löhne können sie samstags von 10 bis 14 Uhr bei der Recyclingbörse, Industriestraße 37, abgegeben werden. Kostenlos.
Die Dienstleistung des Unternehmens, das zum kreisweiten Arbeitskreis Recycling als eingetragenem Verein gehört, geht noch weiter. »Man kann mit uns auch einen Termin vereinbaren und wir schauen bei den Leuten zu Hause vorbei und stimmen genau ab, was mir mitnehmen und welche Dinge dafür nicht in Frage kommen.« Zum Tragen komme dies oft bei Haushalts-auflösungen.
Wer etwas für seinen Haushalt preisgünstig sucht, vom Service bis zum Wohnzimmertisch, kann im Kaufhaus der Recyclingbörse, so auch in Löhne, mit ein bisschen Glück ein Schnäppchen machen. »Vom gesammelten Gut können wir aber nur fünf bis zehn Prozent über den Laden wieder veräußern«, macht Beeken deutlich, dass dieser Anteil eher gering ausfällt. »Diese gute erhaltene Wohnzimmer-Stehlampe, das wäre zum Beispiel etwas für das Kaufhaus«, erklärt er beim Blick auf die Schlange aus fünf Leuten, die sich an der Laderampe des Lkw angestellt haben.
Eine halbe Stunde nach Eintreffen des Lkw ist der erste Ansturm vorüber. Zeit für Yilmaz Ibrahim und Rostistlaw Dück im Laderaum das eine oder andere zurechtzurücken. »Ich habe hier einen kleinen Beistelltisch«, sagt eine ältere Dame. Die Mitarbeiter greifen zu und beantworten der Lieferantin gerne die Frage nach der nächsten Möglichkeit, auf dem Parkplatz am alten Sportplatz ausgediente Haushaltswaren einer Wiederverwertung oder Entsorgung zuzuführen.

Artikel vom 18.05.2006