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Mit dem Lastwagen zum Auswärtsspiel

Der »Eisenfuß« auf Schlangens Fußballplätzen erinnert sich an frühere Kickertage zurück

Von Maike Stahl
Schlangen (SZ). Wenn Fritz Biere sich mit dem Um- und Ausbau der Schlänger Sportstätten beschäftigt, dann wandern seine Gedanken unweigerlich zurück in die 50-er Jahre, als er für die erste Mannschaft des VfL Schlangen als »Eisenfuß« in der ersten Kreisklasse am Ball war. »Damals war alles noch sehr einfach, aber Spaß hatten wir auch«, sagt er und blättert ein wenig versonnen die alten Fotoalben durch.

Und Grund zum Klagen hätte es auch nicht gegeben - schließlich seien die Rahmenbedingungen in Schlangen für die damalige Zeit geradezu luxuriös gewesen, berichtet Biere. »Da standen ja noch die alten Baracken auf dem Rennekamp. Dort hatten wir Duschen. Das war auch ein Grund, weshalb die auswärtigen Vereine immer gerne zu uns gekommen sind.« Denn auf anderen Sportplätzen gab es höchstens eine Wasserpumpe oder auch nur eine Schüssel. »In Bentrup-Loßbruch, am Sportplatz ÝUnter den EichenÜ, war das zum Beispiel so«, erzählt der gebürtige Kohlstädter. »Es gab nur eine Schüssel mit kaltem Wasser, damit mussten erst alle ihre Gesichter waschen und in der zweiten Runde dann die Füße.«
Direkt über den Duschen in den Baracken am Rennekamp gab es damals außerdem eine Gaststätte mit, laut Biere, »sehr guten Preisen«. Auch das sei ein Grund gewesen, weshalb die auswärtigen Spieler und vor allem auch deren Fans gerne nach Schlangen gekommen seien.
Mussten die Schlänger auswärts spielen, galt es zunächst das Transportproblem zu lösen. »Wenn wir Glück hatten, konnten wir mit dem Lastwagen von Künnemeier zu den Auswärtsspielen fahren«, berichtet Fritz Biere über seine ersten Jahre in der ersten Elf des VfL. Auf der offenen Ladefläche des Fahrzeugs, das noch mit einem Holzvergaser betrieben wurde, hätten die Fußballer dann gesessen. Und wenn es richtig gut lief, wurde der Omnibus »Bubi« des Kohlstädter Friseurs Heinz Habermann eingesetzt, der allerdings auch bezahlt werden musste. In ihrer Freizeit bewegten sich die Fußballer, die auch außerhalb des Feldes eine eingeschworene Gemeinschaft waren, am liebsten auf zwei Rädern fort. »Nach dem Krieg setzte eine richtige Motorradwelle ein«, erzählt Biere, der selbst einen Motorroller der Marke Gogomobil fuhr. »Damals haben wir in Kohlstädt schon am Klang der Motoren erkannt, wer von der Egge herunter gefahren kam«, sagt er und erinnert sich heute noch, wer welche Maschine sein Eigen nennen konnte. »Fritz Geise, den wir Zepter nannten, fuhr eine BMW, Reinhard Richts, Werner Walter und Werner Richts fuhren Horex und Werner Dreier eine Dürrkopp.«
Auf dem Weg zu den Fußballspielen kamen die Motorräder allerdings nicht zum Einsatz, berichtet Biere. Sei kein anderes Transportmittel verfügbar gewesen, seien sie per Straßenbahn und zu Fuß angereist. Aber auch wenn die Rahmenbedingungen für die Sportler heute viel komfortabler geworden sind, möchte Fritz Biere die ersten Jahre unter den einfachen Verhältnissen nicht missen. »Das war einfach eine tolle Zeit für uns, auf die wir immer wieder gerne zurückblicken.«

Artikel vom 09.05.2006