31.05.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Auf klebrigem
Kunstleder
durch die Natur

Dschungelexpress 25 Jahre still gelegt

Büren (WV). Eisenbahnfreunde nennen sie liebevoll »die schönste Bahnstrecke Deutschlands« oder auch den »Dschungelexpress«. Gemeint ist die Almetalbahn zwischen Büren und Paderborn, die heute vor 25 Jahren ihr Ende im Personenverkehr fand.

Büren schien nicht groß genug zu sein, um weiterhin per Schiene erschlossen zu bleiben. Und so machte die Bundesbahn der 1898 eröffneten Strecke wegen mangelnder Rentabilität im Mai 1981 den Gar aus. Für Rainer Wester und Michael Hecker vom Fahrgastverband Pro Bahn kein Wunder, wenn die beiden sich heute die Fahrpläne von damals ansehen. Nur dreimal am Tag rumpelte die Bahn rauf nach Paderborn und wieder herunter, vom Taktverkehr fehlte jede Spur. Den bot aber der teilweise parallel zum Zug fahrende Bus, der 18 Mal am Tag Paderborn über Geseke oder durch das Almetal direkt ansteuerte.
»Dafür konnten Reisende in der Bahn das romantische Almetal so richtig genießen«, erinnert sich Rainer Wester an die klebrigen Kunstledersitze einer Bahn, die zu diesem Zeitpunkt schon längst keine Chance mehr hatte. Bereits Ende der 1960er-Jahre kursierten Stilllegungsgerüchte, nachdem 1952 schon der »Bürener Bemmel« nach Geseke dicht gemacht wurde.
Im August 1973 dann der Eklat: Höhere Stellen der Bahn nahmen die Strecke in Augenschein, ohne Vertreter örtlicher Behörden oder Abgeordnete dazu einzuladen. Offensichtlich ging die Bahn Protesten damit aus dem Weg.
Zum Sommerfahrplan 1974 verschwand dann der Reisezugverkehr auf dem Abschnitt in Richtung Brilon und der legendäre Eilzug Frankfurt-Bremen musste nach Jahrzehnten auf eine andere Strecke ausweichen. Zuvor, im Februar 1973, war die Fahrkartenausgabe schon in das Gebäude der Bahnmeisterei umgezogen, um dem Abriss des alten Bahnhofsgebäudes den Weg frei zu machen.
Doch auch in der Folgezeit blutete Büren bahntechnisch immer weiter aus. Im Mai 1975 fand auch der Expressgutverkehr, ein Mitläufer in den Personenzügen, ein Ende. Auf den Tag genau vor 25 Jahren, am 31. Mai 1981, pünktlich um 14.18 Uhr, folgte dann endgültig der Schlusspfiff auf dem Bürener Bahnhof. »Hätte die Strecke es noch ein paar Jahre geschafft, wäre sie nicht mehr stillgelegt worden«, so die Meinung der Pro Bahn-Aktiven. Doch moderne Triebwagen im Ein-Mann-Betrieb, Taktverkehr und zur Bahn ausgerichtete Busverkehre seien erst einige Jahre später in Mode gekommen.
Auch wenn sich immer wieder regionale Politgrößen zum Foto auf die Trasse stellen, an eine mittelfristige Reaktivierung glaubt der Fahrgastverband wegen fehlender Finanzmittel nicht.

Artikel vom 31.05.2006